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Von krn

Trotz tarifvertraglich vereinbarter 35-Stunden-Woche wuchern die Arbeitszeiten weiter aus. Die Kollegen-Befragung der IG Metall gibt eine eindeutige Antwort: Zurück zur 35-Stunden-Woche!

Die IG Metall hat die bisher größte Beschäftigtenbefragung in der BRD beendet. 680.000 Kolleginnen und Kollegen aus 7.000 Betrieben, davon 40.000 nicht organisierte, haben an der Fragebogenaktion teilgenommen. Einschränkend ist, dass von den 2,27 Millionen Mitgliedern nur etwa ein Drittel beteiligt war. Auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall 2015 war beschlossen worden, dass die Arbeitszeit in den nächsten vier Jahren im Fokus stehen solle. Zwei Jahre sind fast um, bisher waren die Kollegen in den Betrieben mit dem Ausfüllen der Fragebogen beschäftigt. Das erklärte Ziel der Aktion war, eine „arbeitszeitpolitische Wende“ einzuleiten. (metallzeitung, Juni 2017) Die Ergebnisse wurden nun rechtzeitig vor der heißen Phase der Bundestagswahl veröffentlicht.

Sie sollen die Parteien dazu bewegen, dieses Votum nicht zu ignorieren. Eindeutiges Ergebnis Die wichtigsten Zahlen belegen, dass die Befragten mit den bestehenden Arbeitszeiten unzufrieden sind. 68 Prozent wollen die 35-Stunden-Woche! Die ja für viele nur mehr auf dem Papier des Tarifvertrags steht und durch hunderte Ergänzungstarife der Metallindustrie verwässert ist. Bei 48 Prozent steht die 35 im Arbeitsvertrag, aber nur 16 Prozent arbeiten tatsächlich 35 Stunden pro Woche.

[file-periodicals#198]Immerhin 20 Prozent der Befragten wollen noch kürzer arbeiten. Das sind z. B. diejenigen, die wissen, dass sie die Arbeitshetze bis zur Verrentung nicht schaffen werden. Schwarz auf weiß haben nun unsere hauptamtlichen Funktionäre in Frankfurt, was die Kolleginnen und Kollegen wollen. Jetzt muss Schluss sein mit dem Herumdrucksen in der Frage der Arbeitszeitverkürzung. Wenn schon Eingreifen in den Bundestagswahlkampf, dann offensiv!

Von der größten Gewerkschaft im Land muss Druck gemacht werden auf SPD und Schulz. Eine Forderung wäre, ein Arbeitszeitgesetz anzugehen, das den 7-Stunden-Tag gesetzlich vorschreibt. Die Befragung gibt Stoff dafür: 78 Prozent sind für allgemein verbindliche Regelungen der Arbeitszeit!

Unternehmer wollen 10-StundenTag!

Das Kapital und seine Verbände sahen der laufenden Befragungsaktion nicht untätig zu. Sie veranlassten eine Befragung, nach der die Beschäftigten im großen und ganzen angeblich zufrieden seien und mehr Flexibilisierung wünschten. Und die Kapitalisten sind offensiv, sie greifen an! Die Lautsprecher von BDA und Gesamtmetall fordern frech, ihrer Befragung folgend, noch mehr Flexibilisierung, gesetzliche Arbeitszeitregelungen abschaffen und – den 10-Stunden-Tag!

Eigentlich wissen die verantwortlichen IG-Metall-Funktionäre, wie der Kampf um die Arbeitszeit geht. Dass nur eine Kampagne, die große Teile der Gesellschaft erfasst, Erfolge bringt. Sie müssen wissen, dass die 35-Stunden-Woche nicht mit Fragebogenaktionen erreicht wurde, sondern von Anfang an mit Streik!
1978, als Einstieg, stand der Streik in der Stahlindustrie.

Die 35 muss wieder real werden!

Die Forderung war populär, die Vertrauensleute gewannen an Selbstbewusstsein, die Mitgliederzahlen stiegen. In der Automobilindustrie (1984 BMW!) wie auch in der Druckindustrie trugen Streiks dazu bei, dass 1995 in den Tarifverträgen endlich die 35 stand.
Wir sind heute in der Situation, die ausufernden Arbeitszeiten wieder einfangen zu müssen. Darum müssen wir uns selber kümmern. Die Befragungsergebnisse, die die Parteien zur Bundestagswahl wohlwollend zu Kenntnis nehmen sollen, werden wohl in den Schreddern der Koalitionsparteien verschwinden. (Siehe dazu oben „Verhöhnt!“)

Gut ist, dass die IG Metall die Befragung in den Betrieben diskutieren will, verbunden mit entsprechenden Forderungen zur Tarifrunde 2018. Kolleginnen und Kollegen, mischt euch ein: dem Tarifvertrag Gültigkeit verschaffen – die 35 muss real werden! Der 7-Stunden-Tag muss Gesetz werden!

Aus: Auf Draht. (alle Zahlen nach metallzeitung, Mai und Juni 2017)


 
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