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Von secarts

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Rudolf Steiner
Aus aktuellem Anlaß hatte ich bereits etwas zum Weltbild der Waldorfschulen geschrieben; aufgrund einiger wütender E-Mail-Reaktionen auf den Artikel Herr Schullehrer Molau und der rechte Rand und der m.E. immer noch viel zu dünnen Aufklärung über die Waldorfschulen und die dahintersteckende Ideologie Rudolf Steiners widme ich mich insbesondere den rassistischen Elementen der sog. "Anthroposophie", dem Weltbild Steiners, welches in den Waldorfschulen den ideologischen Hintergrund der "Bildung" betrifft.
Es gibt noch eine ganze Reihe weitere kritikwürdige Umstände dieser "Alternativerziehung", u.a. der antidemokratische Glaube an "Sendung" und "Führung"; das elitäre Übermenschentum; etc. Ich beschränke mich aufgrund der Fülle des Materials zunächst auf einige wenige Mißstände in der anthroposophischen Weltanschauung, dem geistigen Fundament der "Waldorfschulen".
Steiners Wurzelrassentheorie kann im Buch "aus der Akasha-Chronik" nachgelesen werden.



I. Historisches zur Waldorfschule

Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart als Betriebsschule durch den Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik Emil Molt gegründet und am 7. September 1919 eröffnet. Molt, Anhänger der "Anthroposophie" genannten Lehre des Esoterikers Rudolf Steiner (1861-1925), beauftragte Steiner mit der Ausarbeitung des pädagogischen Konzeptes. Fabrikdirektor Molt trieben mitnichten in erster Linie soziale Mißstände unter seiner Arbeiterschaft zur Errichtung einer Werksschule - als überzeugter Anthroposoph lag ihm die Weitergabe der Steinerschen Lehre an die Kinder der Betriebsangehörigen am Herzen; eine eigene Schule sollte diese Indoktrination sicherstellen.

Die heutigen Waldorfschulen (oder auch "Rudolf-Steiner-Schulen") tragen zwar oftmals den Namen "Waldorf", sind de facto aber eigenständige Unternehmen, im Dachverband der "Freien und Waldorfschulen" zusammengeschlossen. Viele Waldorfschulen genießen relative Selbständigkeit bei der Ausgestaltung ihrer Lehrinhalte - deswegen ist zwar nahezu alles, was ich hier schreiben werde symptomatisch für anthroposophische Institutionen, nicht jedoch gleichermaßen an allen Waldorfschulen anzutreffen, da nicht einmal unbedingt einheitliches Lehrmaterial für alle Waldorfschulen vorliegt. Gemein ist, trotz aller Unterschiede in der Gestaltung des Lehrplans, den Waldorfschulen wie dem Kern des jeweiligen Kollegiums (das in ein "inneres", anthroposophisch zuverlässiges, und "äußeres" Kollegium geteilt ist) die Berufung auf die Lehren Rudolf Steiners und die Anerkennung seiner Weltsicht.

Die Waldorfschulen sind in der BRD als "Ersatzschule" anerkannt, dürfen das Abitur abnehmen und sind schulgeldpflichtig. Im Jahr 2004 betrug das Schulgeld ca. 125 € monatlich.

Derzeit prozessieren die Waldorfschulen, um ihren eigenen Hochschulzugang (als Alternative zum geplanten "Zentralabitur", dem sie sich nicht unterwerfen wollen) sowie einen eigenen Mittelstufenabschluss ausgeben zu dürfen. Über diesen Sachverhalt ist noch nicht entschieden; bei erfolgreichem Ausgang würden die Waldorfschulen allerdings de facto über ein absolut paralleles, gleichwertiges Bildungssystem neben den staatlichen Institutionen verfügen.

In Deutschland existieren derzeit 187 Waldorfschulen, in Europa 632 und weltweit 881.

II. Esoterik, Rassentheorie und Unwissenschaftlichkeit - die Lehre der Waldorfschulen

Im Jahr 1994 entdeckte Angelique Oprinsen, Mutter einer Schülerin der Waldorfschule im niederländischen Zutphen, ein Übungsbuch bei ihrer Tochter, dessen Inhalte sie schockierte. Im Werk mit dem Titel "Rassenkunde" fand sie eine Aufstellung, derzufolge die "schwarze Rasse" als kindlich, die "gelbe Rasse" als heranwachsend, die "weisse Rasse" als erwachsen und die "rote Rasse" als vergreist einzustufen sei.
Darüberhinaus enthielt das Buch Stereotypen wie: "Neger haben einen Sinn für Rhythmus und dicke Lippen" und bei "gelben" Menschen "versteckt das immerwährende Lächeln die Emotionen". Frau Oprinsen stellte den Lehrer ihrer Tochter zur Rede; bei einem Treffen mit Lehrern und Eltern der Waldorfschule bekam sie zu hören, dass sie die Ideen Rudolf Steiners über "Rassen" nicht verstünde, wäre es anders, würde sie auch den Unterrichtsstoff gutheissen.

Konsequenz: Frau Oprinsen machte in der Zeitung "de Volkskrant" den Skandal öffentlich; es folgte eine ganze Reihe von Rücktritten, Distanzierungen und Relativierungen. Die niederländische anthroposophische Gesellschaft setzte eine "unabhängige Kommission", wohlgemerkt nur aus anthroposophischen Mitgliedern gebildet, ein, die Steiners Werk untersuchen sollte im Hinblick auf Rassismen. Dies war und ist die einzige anthroposophische Instanz, die sich jemals mit dieser Fragestellung befasste. Was bekam sie heraus?

Insgesamt waren 150 Zitate Steiners untersucht worden. Dabei habe man zwölf Stellen gefunden, "die, würden sie heute ausgesprochen, geeignet wären, Menschen wegen ihrer Rassenzugehörigkeit zu diskriminieren", heißt es in dem Bericht. Diese Passagen wären nach niederländischem Recht vermutlich strafbar. In weiteren 50 Fällen attestierte die Kommission eine "unglückliche Wortwahl". Die Zitate beinhalteten entweder eine "leichte Form der Diskriminierung" oder könnten "aus ihrem Zusammenhang gerissen, zum Missverständnis einer Diskriminierung führen." Ausserdem rügten die Mitglieder, daß im Fach Geographie an den niederländischen Waldorfschulen "Rassenkunde" mit diskriminierenden Inhalten betrieben werde.

"Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: ein Negerroman, wie überhaupt jetzt Neger allmählich in die Zivilisation von Europa hereinkommen! Es werden überall Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben ja sogar schon diesen Negerroman. Er ist urlangweilig, greulich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Ja, ich bin meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl Negerromane kriegen und geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwangerschaft namentlich, wo sie heute ja gerade solche Gelüste manchmal entwickeln können - wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt zu werden, dass Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich aussehen werden."

Rudolf Steiner
Konsequenz der "unabhängigen" Untersuchung: Steiners Werk enthalte keine Rassenlehre, sondern lediglich "eine bestimmte Anschauungsweise, wie im Werdegang der Menschheit Unterschiede entstanden sind".
Dabei halten die Autoren der Studie sehr wohl am Begriff "Rasse" fest, was nun wissenschaftlich und biologisch gesehen der reinste Schwachsinn ist. Die Behauptung, die Menschheit könne in irgendwie geartete "Rassen" eingeteilt werden ist selbst eine Erfindung von Rassisten, denn der biologische Terminus "Rasse" trifft nicht im Geringsten auf die (lediglich geringfügig im Melatoningehalt der Haut unterschiedlichen) Angehörigen der Gattung Homo Sapiens Sapiens zu. Im Gegenteil: Zwischen den "der gleichen Rasse angehörenden" Europäern kommen mitunter viel größere genetische Abweichungen vor als zwischen "verschienenen Rassen angehörenden" Afrikanern, Asiaten oder Europäern. Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist der Zeitpunkt der räumlichen Trennung, also der mögliche Startpunkt einer unterschiedlichen Entwicklung der Menschen, einige Sekunden alt. In solchen Zeiträumen entwickeln sich keine "Rassen" - dass der Begriff "Rasse" schon deshalb nicht passen kann, weil er lediglich domestizierte Zuchttiere klassifiziert, nicht aber durch freie Zuchtwahl entstandene Gattungsunterschiede, soll hier nicht weiter ausgeführt werden - der Mensch wurde nicht "gezüchtet", und dementsprechend lief und läuft die menschliche Vermehrung viel willkürlicher ab als beispielsweise die gezielte Züchtung bestimmter domestizierter Hunde- oder Hühnerarten. Mit biologistischem Vokabular den Menschen zum Tier zu machen, nichts anderes ist die (oft unartikulierte) Intention aller Rassisten, und (manchmal vielleicht unerwünschte) Wirkung aller rassistischen Konstrukte. Davon stellt auch Rudolf Steiner keine Ausnahme dar.

Im Gegensatz zu Rassisten der völkisch-blutsmäßig argumentierenden Schule von Liszts oder Lanz v. Liebenfels' nahm Steiner keineswegs eine immerwährende Trennung der "Rassen" mit dauerhaft festgeschriebenen Unterschieden an. Seiner Ansicht nach hätten die "weißen Arier" allerdings für die nächsten 1500 Jahre die "geistig-spirituelle Führung inne" - immerhin 500 Jahre länger, als jemand wie Adolf Hitler annahm.

War also Rudolf Steiner ein Rassist oder nicht? Aufschluß über diese Unterstellung kann uns ein Blick in sein Werk, hier namentlich in das Buch "aus der Akasha-Chronik", geben:

III. Steiners "Wurzelrassentheorie", das Fundament der anthroposophischen Menschensicht

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"Antlantis - Ursprung der arischen Rasse" von Ernst Uehli
Steiners Wurzelrassentheorie ist, wie so vieles andere aus seinem Sammelsurium von Lehrsätzen, nicht original Steiner. Der Ursprung dieser Theorie geht auf eine gewisse Helena Blavatski, die Gründerin der elitären und rassistischen "Theosophischen Gesellschaft", die ihrerseits wieder fast alle nationalistischen Rassisten der Jahrhundertwende irgendwie beeinflußt hat, zurück. In seinem Buch "aus der Akasha-Chronik", die für Anthroposophen als eine sog. "lebendige Schrift" gilt, die nur "Eingeweite" wirklich verstehen können, gibt Steiner seine Sicht der Menschwerdung wieder. Das alles klingt völlig irre und rein spekulativ; wer sich allerdings mit den rassistischen Auswüchsen der Anthroposophie befassen möchte, kommt um eine rudimentäre Kenntnis dieser Theorie nicht umhin.

Zussamengefasst könnte man Steiners Idee der Menschwerdung als eine Abfolge von Inkarnationen verstehen; eine Rasse reinkarniert sich in der nächsthöheren und stirbt damit aus.
Die ersten beiden "Wurzelrassen", die "polarische" und die "hyperboräische" Rasse, hatten kaum menschliche Züge. Bei den Hyperboräern, sagte Steiner, schwand die Fähigkeit zur Selbstbefruchtung, die Ernährungs- und Fortpflanzungsorgane wandelten sich zu Sprech- und Denkorganen. Die irdische Materie verdichtete sich, weshalb die Seele den Körper nicht mehr beliebig formen konnte. Die dritte Wurzelrasse, die sogenannten "Lemurier", lebten südlich des heutigen Asien: Sie hausten in Erdhöhlen und atmeten eine wässrige milchartige Substanz ein. Sie waren ursprünglich geborene Magier, konnten Gedanken lesen und ungeheure Lasten durch blossen Willen heben.
Die vierte Wurzelrasse benannte Steiner nach der mythischen Insel Atlantis. Für Anthroposophen ist Atlantis eine historische Realität, die sie verteidigen und die in den Waldorfschulen auch als solche gelehrt wird. Der Generalsekretär der Anthroposophischen Gesellschaft, Günther Wachsmuth, fertigte in den 50er Jahren Skizzen von Atlantis an; im umstrittenen Waldorf-Lehrbuch "Atlantis und die eiszeitliche Kunst" von Ernst Uehli, das in den Waldorfschulen als Geschichtsbuch dient, finden sich Sätze wie:

"Der Keim zum Genie ist der arischen Rasse bereits in ihre atlantische Wiege gelegt worden."
Uehli, S. 126

Wohlgemerkt - dieses Buch diente bis in die neunziger Jahre, als eine Sendung des "Report" den Skandal aufdeckte, an vielen Waldorfschulen als geschichtliches Lehrbuch. Die Existenz des mythischen Kontinents Atlantis wird noch immer nicht angezweifelt. Bevor Atlantis im Ozean versank, wanderten einzelne Gruppen aus, glauben die Anthroposophen. Die Nachkommen derer, die in den Westen, nach Amerika gingen, diffamierte Steiner als "dekadente" Abzweigung (es handelt sich um die Indigene Urbevölkerung Amerkias, also die "Indianer"). Sie seien eine jener Gruppen, bei denen das Knochensystem zu früh verhärtete, solche Menschen blieben als "degenerierte Menschenrasse zurück".

"Soll der vollkommene Geist ebensolche Voraussetzungen haben wie der unvollkommene? Soll Goethe die gleichen Bedingungen haben wie ein beliebiger Hottentotte? So wenig wie ein Fisch die gleichen Voraussetzungen hat wie ein Affe, so wenig hat der Goethesche Geist dieselben geistigen Vorbedingungen wie der des Wilden. Der Geist in Goethe hat mehr Vorfahren als der in dem Wilden."

Rudolf Steiner
Die Übergangsphase zwischen Atlantiern und Ariern schilderte Steiner als Wanderung und permanente Auslese. Außer einigen Götterboten, menschlich-göttlichen Doppelwesen, habe die große Masse in einer naturwüchsigen und dumpfen Art vegetiert und war dem "allmählichen Aussterben geweiht." Eine kleine Gruppe habe das Denken entwickelt, aus ihnen wählte "Hauptführer" Manu, ein göttliches Wesen in Menschengestalt, "die Befähigsten heraus, um aus ihnen eine neue Menschheit hervorgehen zu lassen." Die Funktion der Arier, "zu denen unsere heutige Kulturmenschheit gehört", ist laut Steiner, "die Denkkraft" zu entwickeln, wobei der Gipfelpunkt eine "Geistesschau" ist, so daß "ein größerer Teil der Menschheit dazu kommen wird, einem menschlichen Manu frei zu folgen, wie das die Keimrasse dieser fünften mit dem göttlichen getan hat." Ist dieser Zustand erreicht, werde sich den Menschen "der größte Eingeweihte" öffentlich enthüllen.

IV. der Lehrer als Guru - Unmündigkeit als pädagogisches Leitbild

Eine der oftmals als positiv eingeschätzen, nichtsdestotrotz aber bedenklichen Eigenheiten der Waldorfschule besteht in der Tatsache, dass die Schüler in den ersten acht Jahren ausschließlich von einer einzigen Lehrkraft in allen (!) Fächern unterrichtet werden. Der Lehrer nutzt in diesen Jahren keine (!) Lehrbücher, sondern diktiert den Kindern ins Heft; diese Schulhefte dienen wiederum als elementares Lehrmaterial.

Der Lehrer muss den Kindern somit als Universalgenie, das auf jede Frage eine Antwort hat und in allen Wissensgebieten umfassend gebildet ist, erscheinen. Leitfaden für die Lehrer sind dabei keineswegs die Errungenschaften der modernen Wissenschaft, sondern der 1919(!) aufgestellte Lehrplan - aus der Feder Rudolf Steiners natürlich. Aufgrund der lockeren rechtlichen Struktur und geringen Einflußmöglichkeiten in das Wirken der Lehrer vor der Klasse liegt es im freien Ermessen des Lehrers, wieviel von Steiners Theoremen als Realität gelehrt werden. Da spuken Feuer- und Waldgeister, Menschheitsführer, Arier-Opferfeuer und Elfen munter durcheinander; die bereits erwähnten Daten zur "atlantischen Geschichte" finden sich in manch einem Schulheft; auch die Inhalte aus Steiners "Rassentheorie" tauchen ab und an im Unterricht auf.
Ausnahmen, kann man meinen. Das ist auch die offizielle Stellungnahme der Waldorfschulleitungen, wenn wieder einmal so ein Skandal an die Öffentlichkeit drängt. Ausnahmen? Werfen wir einen Blick auf Steiners Ansichten als "alternativer" Pädagoge, um die Qualität dieser "anderen Erziehung" zu ergründen:

Steiners pädagogische Einsichten:

"Räumliches Element des Geographie-Unterrichts bringt Astralleib zur Verdichtung gegen den Boden, erzeugt soziales Empfinden. Zeitliches in Geschichte regt Innerlichkeit an, erzeugt, zu stark geworden, falschen Patriotismus, Eigensinn, Launenhaftigkeit."
zitiert aus dem Verzeichnis der Äusserungen Rudolf Steiners über den Geschichtsunterricht. Aus seinen pädagogischen Schriften und Vorträgen zusammengestellt von Erich Gabert. Als Manuskript vervielfältigt durch die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, Stuttgart 1955, S.20

"Instinktives Hellsehen der Urzeit erzeugt bildliche, mythische, aber ins Seelische eindringende Erkenntnis der Geschichte."
ebenda, S.15

"Freiwerden des Astralleibes befreit Kräfte für Erfassen von Rätseln der Geschichte, die ungenützt zu Machtkitzel und Erotik werden."
ebenda, S.20

"Kausalitätsgedanken vor dem 12. Jahr erzeugen seelische, in höherem Alter auch physische Sklerose"
ebenda, S.22

"Rücksichtnahme auf Ursache und Wirkung strengt den Verstand an."
ebenda, S.2

Objektive Zusammenhänge vor dem 12.Jahr verderben Beweglichkeit des Seelenlebens."
ebenda, S. 31

"Im Lehrer muss prophetisch wirkende Verbundenheit mit der kommenden Menschheitsentwicklung leben. Ohne Scheu vom atlantischen Land sprechen."
ebenda, S. 40

"An der Leberfunktion Nuance der Behandlung der späteren ägyptische Geschichte lernen."
ebenda, S. 57

"Nach dem 10.Jahr verlangt die kindliche Wesenheit nach Geschichten aus dem Evangelium."
ebenda, S. 83

"Nachdem die Seele durch Geschichtsunterricht gefügig gemacht worden ist, Unterschiede der Volkscharaktere besprechen."
ebenda, S. 142


Das also empfielt Rudolf Steiner, der Begründer de alternativen Waldorferziehung, zum Unterricht. Steiners Leitbild, das von Anfang an durch und in den Waldorfschulen vermittelt werden sollte, ist gerade das genaue Gegenteil eines umfassend gebildeten, auf wissenschaftlicher Grundlage stehenden und rational abwägend denkenden Menschen: Ziel ist Unmündigkeit, Gläubigkeit, Ergebenheit in das karmische Schicksal, das sowieso, weitestgehend unabhängig vom Wollen und Handeln des Menschen, determiniert ist.

Erreicht werden soll dieses Ziel der Erziehung durch eine autoritäre Ausrichtung auf die Lehrkraft, die, befähigt durch höhere Einsichten, keine Vernunfts-, sondern Intuitionsentscheidungen trifft. Ziel ist die Schaffung eines asexuellen, "schwebenden" Wesens. Aggression ist verpönt, viele Sportarten auch. Fußball wird abgelehnt, weil der Ball, das Symbol für die Sonne, mit Füßen getreten und vergewaltigt wird. Computer galten lange Zeit, an manchen Waldorfschulen auch heute noch, als ablehnenswert. Sexualität wird tabuisiert als etwas Unberechenbares; der Mensch soll von "niederster Geschlechtsliebe" zu "höchster geistiger Liebe" geführt werden. Nach Steiners Charakterlehre, die Menschen - rein nach ihrem Aussehen wohlgemerkt! - in verschiedene Typen einordnet, werden die Kinder oftmals unabhängig von bestehenden Freundschaftsgruppen getrennt in "Sanguiniker", "Choleriker" und "Melancholiker" im Klassenraum verteilt.

Die "Ideale" dieser Form von Erziehung sind Kritiklosigkeit, Hingabe an eine Form religiösen Glaubens und Akzeptanz und Hingabe in nicht änderbare, oftmals allein durch Aussehen oder Abstammung determinierte Umstände. Schreckbild der Athroposophen ist technischer Fortschritt und Naturwissenschaft, ein positives Verhältnis zum Körper und seinen Bedürfnissen und die Fähigkeit zum selbständigen Denken.

V. Waldorfschulen - eine Form alternativer Erziehung?

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"Dem Führer zu sreinem fünfzigsten Geburtstag" - Titel der Anthroposophen-Zeitschrift "Demeter".
Die "Waldorfschulen" gelten Vielen als Inbegriff einer kaum näher spezifizierten "anderen", sanfteren Pädagogik. Die Schüler können nicht sitzen bleiben, es gibt ausführliche schriftliche Beurteilungen statt nichtssagender klassifizierender Noten; Musik, künstlerisches Werkeln und ackern im Schulgarten sind fest in den Lehrplan verankert, Fremdsprachen werden teilweise seit der ersten Klasse gelehrt: Diese gegenüber dem staatlichen Schulsystem idyllisch klingenden Unterschiede begründen den Ruf, den die Waldorfschule vorzugsweise unter Angehörigen des Bildungsbürgertums genießt.

Neben diesen Vorteilen, die die sog. "Kuschelpädagogik" verspricht, ist es in erster Linie die totalitäre Faszination eines die gesamte Welt erklärenden Weltbildes, dass den Reiz der Anthroposophie ausmacht: mit Steiners Weltbild gewappnet kann sich der Anthroposoph ernähren, und zwar biologisch-dynamisch nach Steiners Vorgaben; er kann anthroposophisch wohnen in einem nach des Meisters Vorgaben errichteten Haus ohne rechte Winkel (die Steiner als "unlebendig" ablehnt) und gestaltet nach Steiners Farbenlehre; er kann der anthroposophisch beeinflußten "Christengemeinschaft" beitreten; seine Kinder anthroposophisch erziehen lassen; er kann im Krankheitsfalle auf die Wirkung der antroposophischen Homöopathie hoffen, etc etc.
Es wird nur wenige von Menschen ersonnene Gedankengebäude geben, die gleichzeitig dermaßen allumfassend, wirklich in den letzten Winkel des Lebens dringend, und andererseits so spekulativ sind wie Steiners Anthroposophie - die allermeisten Ansichten sind Steiner im freien Gedankenfluß gekommen (oder - böse formuliert - von geistigen Vorläufern wie der Madame Blavatsky abgeschrieben und aus zeitgenössischen Theorien wie Ernst Kretschmers Konstitutionstypenlehre zusammengeklaut worden); wissenschaftlich fundiert ist rein gar nichts an seinem Weltbild.

Steiner, der ein gigantisches Gesamtwerk aus tausenden von Manuskripten, Aufzeichungen, Büchern und Mitschriften seiner Reden und Ideen hinterlassen hat, war ein in seinem Mittelmaß durchaus typischer Vertreter eines idealistischen, mysthisch-romantischen Zweigs der deutschen Anti-Vernunft. Seine Lehre ist ein krudes Versatzstück aus verschiedensten Teilbereichen; durchaus unoriginell zusammengeklaubt und keineswegs seiner Geisteskraft entstiegen: Willkürlich bediente Steiner sich in Rassenlehre, Christentum, Hinduismus, Buddhismus; er stoppelte bei Goethe wie bei verschiedenen historischen Mysterienkulten; er trug aus "Geheimgesellschaften" zusammen und dichtete sich die Geschichte alter Hochkulturen neu; er hatte auch keinerlei Berührungsängste zu den Vertretern faschistoider, antisemitischer und rassistischer Organisationen wie den "Theosophen", deren Vorsitzender er vor der Gründung seiner eigenen Weltanschauung in Deutschland war.

Dabei war Steiners Lehre dennoch mehr als die Theoreme der vielen, halbverrückten (und heute zu Recht vergessener) Esoteriker, die es gerade um die Jahrhundertwende in Deutschland gab: früh erkannten mächtige Gönner das antidemokratische, elitäre und demagogische Potential seiner Weltanschauung, er wurde finanziell gefördert, konnte sich Tempel und und bombastische Hauptquartiere für seine "Bewegung" errichten und arbeitete oftmals, wie auch beim Entwurf der Waldorfschule, auf Kosten reicher Mäzene und Anhänger. Nun kann sich jeder Bourgeois seinen Spleen erlauben - finanzieren wird er ihn hingegen nicht, wenn das Unterfangen keinerlei Profit verspricht. Steiner versprach Profit; und sei er auch nur langfristig ausbeutbar: Waldorfschulen sind mehr als ein Schonraum für lebensuntaugliche Mittelstandskinder; ein absolut überproportionaler Teil der wirtschaftlichen Eliten dieses Landes sind durch die treusorgenden Hände der Waldorfpädagogen gegangen - Elite- und Führungsdenken ist der immanente Kern der Anthroposophie.

Dass mit unserem Bildungssystem nicht alles zum Besten steht, wird kaum diskutiert werden müssen. So ist es menschlich nur verständlich, dass sich gerade fortschrittlich gesinnte Personen auf die Suche nach Alternativen machen, für ihre Kinder außerhalb des ständemäßig organisierten, auf nackte Effizienz und Reproduktion ausgerichteten staatlichen Bildungssystems Besseres und Menschlicheres suchen. Der unerwünschte Nebeneffekt solcher Abwanderung der Bersserwollenden und -verdiendenden ist jedoch immer die gesteigerte Ausdifferenzierung: die staatlichen Schulen, alleine gelassen mit dem nicht zahlungsfähigen unteren gesellschaftlichen Klassenanteil, werden noch schlechter; die (reaktionären wie auch fortschrittlichen) Privat- und Alternativschulen kapseln sich mit einem gesellschaftlich nicht repräsentativen höheren Klassenausschnitt ab und werden dadurch - unabhängig vom Charakter ihrer Sonderlehre - zwingend elitär. Wie antidemokratisch ihre Lehren auf Schülerinnen und Schüler wirken, hängt jedoch ganz massiv vom Lehrinhalt selbst ab - schier unüberschaubar ist das Angebot aus Reformpädagogik, christlichen Schulen, Internaten und Ersatzschulen; die Waldorfschule nimmt tönend einen der ersten Ränge ein im Gefüge der "Alternativen".

Doch kommen die Waldorfschulen als Ersatz für die oftmals oberflächlich, "kalt" und sächlich scheinende Erziehung an staatlichen Lehrbetrieben in Betracht? Nein - Kinder gehören nicht in die Hände esoterisch verblendeter Quacksalber und Fanatiker. Insofern kann die einzig vernünftige Schlußfolgerung aus jeglicher Betrachtung der anthroposophischen Lehre nur der Entzug der Lehrberechtigung aller Waldorfschulen sein, falls diese sich nicht verbindlich, nachhaltig und glaubwürdig von der Anthroposophie als ideologischer Richtschnur distanzieren und demokratische Betrachtungen des Menschen wie naturwissenschaftlich fundierte Welterklärungen in ihren Lehrplan aufnehmen. Den Apologeten einer völkisch-elitären, menschenverachtenden und rassistischen Weltanschauung dürfen keine Kinder anvertraut werden.



Selbstdarstellungen der Anthroposophen:

- www.anthroposophie.net
- Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
- Bund der Freien Waldorfschulen

Anthroposophie-Kritik:

- "Steiners Erzengel" - Anthroposophie und Rassismus
- wie rassistisch sind die Waldorfschulen? (aus der Jungen Welt)
- Waldorfschulen schaden der Alternativpädagogik (taz)
- Lehrer an den Waldorfschulen (Weltwoche)
- die Freiheit des subtilen Drucks (Süddeutsche)
- Wurzelrassen als zentrales Element der Anthroposophie (P. Bierl)
- rassistische Gedankenbrühe (taz)
- Steiners Ansichten über Rassen (Tangram)
- Anthroposophie und Nationalsozialismus (Neue Zürcher Zeitung)

mehr zum Thema auf www.secarts.org:

- Herr Schullehrer Molau und der rechte Rand (30.10.2004)




 
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  Kommentar zum Artikel von bajazzo:
Samstag, 12.02.2005 - 11:50

mhhh. Heikles Feld, pass auf, dass "sie" dich nicht gleich verklagen für solche Äußerungen. Gab's alles schon...
Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht in deiner Einschätzung. Nur: was ist auf den Waldorfschulen heute los?
Ich bin auf keiner und habe auch keine Kinder dort, verfolge das Geschehen dennoch:
Gerade nach dem (oben erwähnten) Skandal um das "Geschichtsbuch" Ende der 90er hat sich an manchen Schulen einiges geändert. Wohlgemerkt: an manchen, denn auch der Bund der Waldorfschulen kann keinem Lehrer verbieten, von "Ariern" zu fabulieren; und die Schulleitung wird sich immer schwertun, zwischen Außenwirkung und des Meisters Werk abzuwägen und letzlich Originalzitate Steiners zu verbieten. Meistens besteht ja auch die Leitung aus harten Anthros,und die pfeifen eher auf den guten Ruf anstatt den Meister zu mißachten.
Trotzdem hat sich manches getan: die Bundesprüfstelle wollte (oder hat) mittlerweile das Geschichtsbuch auf den Index gesetzt (!!), statt "Wurzelrassen" wird nun öfter von "Kulturepochen" gesprochen.
Und genau jetzt kommt das Problem: Natürlich können inkriminierende Aussprüche Steiners ausgetauscht, abgemildert oder umformuliert werden, um den Sprengstoff rauszunehmen.
Das Fundament dieser Schule, und nicht nur ein paar Aussagen im Geschichtsunterricht, bleibt trotzdem auf Intoleranz und Überlegenheitsdenken errichtet.


  Kommentar zum Artikel von Emil K.:
Samstag, 12.02.2005 - 09:43

Naja, ich glaube ja gerade, daß heute nicht mehr viel von dem Kram an den Waldorfschulen auftaucht. Deswegen können Eltern schon aus Idealismus ihre Kinder dahinschicken.
Viele andere, weitveerbreitete Modelle der Alternativerziehung gibt es bloß nicht mehr, die Waldorfschulen bieten wenigstens die Möglichkeit, das Kind bei einem Umzug auf der gleichen Schulform zu lassen, der Unterrichtsstoff ist breit genug, da es ziemlich viele Lehrer gibt, und so weiter.
Man steckt also schon ein bißchen in der Klemme, glaube ich. Wenn man sein Kind nicht auf eine Regelschule schicken will, aber auch kein Anhänger von Steiner ist.


  Kommentar zum Artikel von Stephan:
Samstag, 12.02.2005 - 02:35

Werr sein Kind "aus Idealismus" auf eine teure Privatschule schickt, ohne sich auch nur etwas mit den Inhalten der zugrunde liegenden Weltanschauung zu beschäftigen, handelt mindesttens naiv, wenn nicht gar grob fahrlässig im Umgang mit seinen Erben.

Natürlich ist der springende Punkt, inwieweit Steiners krude Ansichten in den Unterricht einfließen. Ich glaube nicht, daß in irgendeiner Schule ein Lehrer von magoschen Lemuriern erzählen könnte, die in Erdhöhlen eine wässrige milchartige Substanz (Pernod?) atmen mußten, ohne daß diese die Wände der Höhle zum Einsturz brachte, ohne auf vielstimmiges Gelächter zu stoßen. Andererseits, wenn es einem Steiner gelingt, solch haneüchenen Unsinn zu lehren, ohne an den Füßen aufgehängt zu werden, muß es wohl doch ein guter Pädagoge gewesen sein. Die Grundlehren gehen allerdings bestimmt in den Unterricht ein, und sei es nur,denRassegedanken auf die Menschheit anzuwenden. Vielleicht können uns hier ehemalige und aktuelle Waldorfschüler berichten?

Schädlich sind diese braunen Flecken für die anderen Alternativmodelle in der Kindererziehung. Niemand, der sich etwas mit Schulen, Pisastudien und Pädagigik beschäftigt, kann ernsthaft das deutsche Schulsystem gutheißen. Es ist schade, daß ein offensichtlich ökonomisch erfolgreiches Konzept der alternativen Pädagogik auf solchem Sumpfland modert.


  Kommentar zum Artikel von Emil K.:
Samstag, 12.02.2005 - 02:01

wirklich ein sehr interessanter Artikel mit einer Menge Infos, so genau habe ich mich mit Steiner noch nie beschäftigt. Trotzdem glaube ich, daß du das ein bißchen zu tendenziös siehst:
Ein Freund von mir war Waldorfschüler, er hat mir auch eine Menge positives wie Negatives Erzählt. Von Atlantis war öfter die Rede, aber Rassismus hat er nicht erlebt. Wird den Rudeolf Steiner immer noch so massiv in den Lehrplänen untergebracht? Gut, er war der Gründer, aber das ist ja auch schon 85 Jahre her...
Ich bin kein Anhänger irgendwelcher esoterischer Heilslehren; die Waldorfschulen sind aber auch der Versuch, eine andere Erziehung durchzuführen. Ich glaub, daß viele einfach aus Idealismus ihre Kinder hinschicken und sich übrhauptnicht mit Rudolf Steiner oder seiner Lehre beschäftigen oder gar Anhänger davon sind. Auch von den Lehrern haben viele mit Rudolf Steiner's Ideen nichts zu tun, denke ich.
Wenn das tatsächlich in manchen Geschichtsbüchern auftaucht, was du schreibst, muss dagegen was gemacht werden. Aber die Schulen dichtmachen??