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Quer­front ist der Ver­such fa­schis­ti­scher Kräfte, un­ter Aus­nut­zung theo­re­ti­scher Schwächen in die Ar­bei­ter­be­we­gung ein­zu­drin­gen, um die­se zu zer­set­zen und schließlich zu ver­nich­ten.

Dies zur Klar­stel­lung, wie im Fol­gen­den über­haupt der Be­griff Quer­front zu de­fi­nie­ren ist. Nur so kann in der zur­zeit sehr wir­ren Dis­kus­si­on um die­sen Be­griff über­prüft wer­den, ob es die­ses Phäno­men tatsächlich gibt, oder ob es sich nur um eine Er­fin­dung von bürger­li­chen, der Ar­bei­ter­be­we­gung übel­wol­len­den Sub­jek­ten han­delt.

Objektive Voraussetzungen von Querfrontaktivitäten

Wie si­chert ei­gent­lich das Mo­no­pol­ka­pi­tal sei­ne Herr­schaft? Es ist klar, dass die­se klei­ne Schicht der Bour­geoi­sie nicht al­lein sei­ne In­ter­es­sen durch­set­zen kann, nicht al­lein sei­ne Krie­ge führen kann, nicht al­lein der Ge­sell­schaft sei­ne Aus­beu­tungs­be­din­gun­gen dik­tie­ren kann … Da gibt es im­mer ei­nen un­be­re­chen­ba­ren Fak­tor, auf den die Bour­geoi­sie an­ge­wie­sen ist und der zu­gleich äußerst störend, ja gefähr­lich für ihre Herr­schaft wer­den kann. Das ist all­ge­mein ge­sagt: der Mensch, im Kon­kre­ten, als Ver­tre­ter der Mensch­heits­in­ter­es­sen: der Ar­bei­ter.

Die Mo­no­pol­bour­geoi­sie kann ihre Herr­schaft nicht si­chern und ihre In­ter­es­sen nicht durch­set­zen, wenn sie sich nicht auf Tei­le des Vol­kes stützen kann, wenn sie kei­ne mensch­li­chen Re­ser­ven in der Ge­sell­schaft hat.

Es gibt zwei be­deu­ten­de Re­ser­ven in der heu­ti­gen ka­pi­ta­lis­ti­schen Ge­sell­schaft, auf die sich die Mo­no­pol­ka­pi­ta­lis­ten stützen können.

Die eine be­fin­det sich in­ner­halb der Ar­bei­ter­klas­se. Le­nin hat die­se Re­ser­ve während des 1. Welt­kriegs so ana­ly­siert:

„Es ist klar, dass man aus sol­chem gi­gan­ti­schen Ex­tra­pro­fit (denn die­sen Pro­fit strei­chen die Ka­pi­ta­lis­ten über den Pro­fit hin­aus ein, den sie aus den Ar­bei­tern ih­res „ei­ge­nen“ Lan­des her­aus­pres­sen) die Ar­bei­terführer und die Ober­schicht der Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie be­ste­chen kann. Sie wird denn auch von den Ka­pi­ta­lis­ten der ‚fort­ge­schrit­te­nen‘ Länder be­sto­chen – durch tau­sen­der­lei Me­tho­den, di­rek­te und in­di­rek­te, of­fe­ne und ver­steck­te.

Die­se Schicht der verbürger­ten Ar­bei­ter oder der ‚Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie‘, in ih­rer Le­bens­wei­se, nach ih­rem Ein­kom­men, durch ihre gan­ze Welt­an­schau­ung voll­kom­men ver­spießert, ist die Hauptstütze der II. In­ter­na­tio­na­le und in un­se­ren Ta­gen die so­zia­le (nicht mi­litäri­sche) Hauptstütze der Bour­geoi­sie.
“1

Le­nin erwähnt hier die II. In­ter­na­tio­na­le. Das war der Zu­sam­men­schluss der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en, die in ih­rer großen Über­zahl den pro­le­ta­ri­schen In­ter­na­tio­na­lis­mus ver­ra­ten hat­ten und die Ar­bei­ter in den im­pe­ria­lis­ti­schen Krieg ge­schickt hat­ten. Bei uns also die SPD. Sie ist bis heu­te der hauptsächli­che po­li­ti­sche Sam­mel­punkt die­ser Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie.

Die zwei­te Re­ser­ve der Mo­no­pol­bour­geoi­sie be­fin­det sich außer­halb der Ar­bei­ter­klas­se. Es han­delt sich um das bun­te Ge­misch kleinbürger­li­cher und lum­pen­pro­le­ta­ri­scher Un­zu­frie­de­ner, die sich heu­te in al­len mögli­chen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Zu­sam­menhängen und Netz­wer­ken be­fin­den, het­zen, auf­mar­schie­ren und brand­schat­zen. Das ist in der Sum­me die fa­schis­ti­sche Be­we­gung, de­ren Be­stand­tei­le sich heu­te er­bit­tert ge­gen­sei­tig bekämp­fen, aber auch un­terstützen, die um die Gunst des Mo­no­pol­ka­pi­tals buh­len. Dass das Mo­no­pol­ka­pi­tal nach dem 1. im­pe­ria­lis­ti­schen Welt­krieg sol­che Verbände fi­nan­zier­te und fi­nan­ziert und schließlich auch Hit­ler in den Sat­tel hob, hat­te gute Gründe: Die So­zi­al­de­mo­kra­tie hat­te zwar gute Diens­te ge­leis­tet, aber den­noch hat­te in Russ­land 1917 die pro­le­ta­ri­sche Re­vo­lu­ti­on ge­siegt, und in Deutsch­land hätte sie 1918/​19 bei­na­he ge­siegt. Die So­zi­al­de­mo­kra­tie war also zu be­stimm­ten Zei­ten of­fen­bar nicht die zu­verlässigs­te Stütze des Mo­no­pol­ka­pi­tals – ihre Stärke, dass sie in­ner­halb der Ar­bei­ter­klas­se wirkt, war in der Si­tua­ti­on des Welt­krie­ges zu­gleich ihre Schwäche, weil spätes­tens im im­pe­ria­lis­ti­schen Krieg die Ar­bei­ter be­gin­nen, ihre Klas­sen­in­ter­es­sen zu be­grei­fen, ihre Macht zu spüren.

Wenn wir uns die­se fa­schis­ti­sche Re­ser­ve ge­nau­er an­se­hen, dann se­hen wir erst­mal das Be­stre­ben, das gan­ze Volk in die fa­schis­ti­sche „Volks­ge­mein­schaft“ ein­zu­glie­dern, mit so­zia­ler Dem­ago­gie (die oft von Kom­mu­nis­ten und an­de­ren Lin­ken ab­ge­guckt wur­de) und mit Ter­ror und Zwang. Es geht dar­um, uns alle mund­tot und kriegsfähig zu ma­chen, uns ge­gen an­de­re Völker zu rüsten. Das ist der Zweck der Übung, wo­bei es un­ter­schied­li­che Me­tho­den gibt. Die eine Me­tho­de setzt auf Mord und Tot­schlag, auf Straßen­t­er­ror, De­nun­zia­ti­on und Einschüchte­rung. Die an­de­re Me­tho­de ist schwie­ri­ger zu durch­schau­en. Sie be­kam ir­gend­wann mal den Na­men „Quer­front“. Sie ist, um es hier zu wie­der­ho­len, der Ver­such fa­schis­ti­scher Kräfte, un­ter Aus­nut­zung theo­re­ti­scher Schwächen in die Ar­bei­ter­be­we­gung ein­zu­drin­gen, um die­se zu zer­set­zen und schließlich zu ver­nich­ten.

Es hängt also von der kon­kre­ten Si­tua­ti­on ab, auf wel­che die­ser bei­den Re­ser­ven sich die Mo­no­pol­bour­geoi­sie hauptsächlich stützt, d. h. wel­che sie mehr fördert und fi­nan­ziert. Während die so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Re­ser­ve der bürger­li­chen De­mo­kra­tie ent­spricht, ent­spricht die fa­schis­ti­sche Re­ser­ve der fa­schis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft. In Deutsch­land in der Wei­ma­rer Re­pu­blik zum Bei­spiel be­rei­te­te die Mo­no­pol­bour­geoi­sie durch den Wech­sel der Hauptstütze von der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen zur fa­schis­ti­schen die Machtüber­tra­gung an die Hit­ler­fa­schis­ten vor. In Ita­li­en da­ge­gen war in den ers­ten Jah­ren des Fa­schis­mus noch die So­zi­al­de­mo­kra­tie die so­zia­le Hauptstütze – die fa­schis­ti­sche Re­ser­ve war noch zu schwach, um die­se Auf­ga­be zu erfüllen (wo­bei die­se Kon­stel­la­ti­on eher die Aus­nah­me ist).

Un­ter wel­chen Be­din­gun­gen stützt sich nun das Mo­no­pol­ka­pi­tal hauptsächlich auf die So­zi­al­de­mo­kra­tie?

– In akut re­vo­lu­ti­onären Zei­ten. Eine fa­schis­ti­sche Be­we­gung könnte in sol­chen Zei­ten gar nichts aus­rich­ten, sie würde von der Ar­bei­ter­klas­se hin­weg­ge­fegt wer­den und würde dem Mo­no­pol­ka­pi­tal gar nichts nützen. In re­vo­lu­ti­onären Zei­ten kann die Mo­no­pol­bour­geoi­sie nur hof­fen, dass die Fes­tung von in­nen ge­nom­men wird, durch die Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie, durch die So­zi­al­de­mo­kra­tie. Das ist ja in der re­vo­lu­ti­onären Nach­kriegs­kri­se (1918 bis 1923) auch ge­lun­gen. Die Re­vo­lu­ti­on wur­de ver­hin­dert.

– In „fried­li­chen“, „ru­hi­gen“ Zei­ten. In sol­chen Zei­ten – z. B. re­la­ti­ve Sta­bi­li­sie­rung des Ka­pi­ta­lis­mus in der Wei­ma­rer Re­pu­blik 1924 bis 1929, oder die Nach­kriegs­ent­wick­lung in West­deutsch­land bis heu­te (wo­bei wohl je­der ei­ni­ger­maßen wa­che Kom­mu­nist oder An­ti­fa­schist spürt, dass die­se „fried­li­chen“, „ru­hi­gen“ Zei­ten auf ihr Ende zu­ge­hen – der­zeit lei­der nicht in re­vo­lu­ti­onärer, son­dern in kon­ter­re­vo­lu­ti­onärer Wei­se). Es ist die für die Mo­no­pol­bour­geoi­sie be­quems­te Art zu herr­schen, des­halb ist die So­zi­al­de­mo­kra­tie in sol­chen Zei­ten die si­chers­te Stütze.

Un­ter wel­chen Be­din­gun­gen aber stützt sich das Mo­no­pol­ka­pi­tal hauptsächlich auf die kleinbürger­lich-lum­pen­pro­le­ta­ri­sche fa­schis­ti­sche Be­we­gung?

– Wenn es dar­um geht, den Krieg ge­gen die im­pe­ria­lis­ti­schen Kon­kur­ren­ten sys­te­ma­tisch vor­zu­be­rei­ten, wenn zu die­sem Zweck die bürger­li­che De­mo­kra­tie zu be­sei­ti­gen und durch die fa­schis­ti­sche Ter­ror­herr­schaft zu er­set­zen ist, weil die Ar­bei­ter, das Volk den Krieg nicht un­be­dingt mit­ma­chen wol­len. (Es gibt, wie oben schon ge­sagt, auch die Aus­nah­me Ita­li­en, wo der Wech­sel zur fa­schis­ti­schen Hauptstütze erst nach In­stal­lie­rung der fa­schis­ti­schen Dik­ta­tur statt­fand. Dass es letzt­lich um die Vor­be­rei­tung ei­nes Welt­krie­ges geht, trifft aber auch hier zu.)2

Ein Son­der­fall ist die ein­ver­leib­te DDR. Ein so­zia­lis­ti­sches Land wur­de zerstört, in dem es na­tur­gemäß kei­ne Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie so wie in den im­pe­ria­lis­ti­schen Ländern gab. Die fa­schis­ti­sche Re­ser­ve da­ge­gen war nach der Ein­ver­lei­bung schnell zur Hand. Die west­deut­schen Emissäre auf der fa­schis­ti­schen Sei­te konn­ten sehr viel schnel­ler Fuß fas­sen als die Emissäre der west­deut­schen Ge­werk­schaftsbüro­kra­tie, die sich in dem ein­ver­leib­ten Ge­biet un­ter der Be­din­gung der Zer­schla­gung des FDGB zu­guns­ten der DGB-Ge­werk­schaf­ten schlecht zu­recht fan­den (Bodo Ra­me­low ist in die­ser Hin­sicht eine Aus­nah­me) und kei­ne Ba­sis in den Be­trie­ben hat­ten. Es blieb der Bour­geoi­sie gar nichts an­de­res übrig, als in dem dazu ge­won­ne­nen Ter­ri­to­ri­um hauptsächlich auf die fa­schis­ti­sche Samm­lungs­be­we­gung zu set­zen (die eben nicht, wie bis zum heu­ti­gen Tag her­um­ge­lo­gen wird, aus den Struk­tu­ren der DDR kam). Ein pro­mi­nen­ter An­ti­fa­schist schrieb in den neun­zi­ger Jah­ren in sei­nen Me­moi­ren: „Die neue rechts­ex­tre­mis­ti­sche Sub­kul­tur brei­tet sich ge­ra­de un­ter er­heb­li­chen Tei­len der ost­deut­schen Ju­gend nicht zufällig und ohne Ziel­stel­lung aus. Mir scheint, es wach­sen hier, ge­wis­ser­maßen ,in Re­ser­ve’, neue SA-Hor­den für den Fall ei­nes Ver­sa­gens der übri­gen Mit­tel zur Si­che­rung der fort­schrei­ten­den Um­ver­tei­lung von Macht und Reich­tum her­an.“3


Unsere Strategie

Die­se mögli­chen Wen­dun­gen der Mo­no­pol­bour­geoi­sie stel­len das Pro­le­ta­ri­at, die Kom­mu­nis­ten vor stra­te­gi­sche Auf­ga­ben. Stra­te­gie – das ist ein mi­litäri­scher Be­griff, und wir be­fin­den uns ja in ei­nem Bürger­krieg mit dem Ka­pi­tal, auch wenn un­se­re Sei­te, die Ar­bei­ter­klas­se, zur­zeit in die­sem Kampf sehr schwach auf der Brust ist. Die wich­tigs­te Auf­ga­be der pro­le­ta­ri­schen Stra­te­gie ist es, zu er­ken­nen, wel­ches Haupt­hin­der­nis dem pro­le­ta­ri­schen Kampf ent­ge­gen­steht / demnächst ent­ge­gen­ste­hen wird, und dem­entspre­chend zu han­deln. Die Hin­der­nis­se bei un­se­rem Kampf sind die bei­den Re­ser­ven der Bour­geoi­sie, mit de­nen wir es im­mer zu tun ha­ben, so­lan­ge wir uns nicht von der Ka­pi­tals­herr­schaft be­freit ha­ben, die Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie, in ih­rer po­li­ti­schen Aus­prägung als So­zi­al­de­mo­kra­tie auf der ei­nen Sei­te, und das de­klas­sier­te Kleinbürger­tum und Lum­pen­pro­le­ta­ri­at, das zu ei­nem großen Teil sei­ne po­li­ti­sche Ent­spre­chung in der fa­schis­ti­schen Or­ga­ni­sie­rung fin­det. So­lan­ge die Mo­no­pol­bour­geoi­sie – wie sie es jetzt seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten ge­tan hat – sich hauptsächlich auf die So­zi­al­de­mo­kra­tie stützt, muss der stra­te­gi­sche Haupt­s­toß ge­gen die Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie, ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie ge­rich­tet wer­den (sie sitzt im Be­trieb, in den haupt­amt­li­chen ge­werk­schaft­li­chen Funk­tio­nen, im Ap­pa­rat der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei). Wenn ab­zu­se­hen ist, dass das Mo­no­pol­ka­pi­tal demnächst die fa­schis­ti­sche Re­ser­ve als Hauptstütze nut­zen wird, dann muss schon vor­her der Haupt­s­toß ge­gen die­se fa­schis­ti­sche Be­we­gung ge­rich­tet wer­den, um ge­nau das – den Wech­sel der so­zia­len Hauptstütze der Mo­no­pol­bour­geoi­se – zu ver­hin­dern su­chen. Die So­zi­al­de­mo­kra­tie und das de­mo­kra­ti­sche Kleinbürger­tum müssen wir je­der­zeit zum ge­mein­sa­men an­ti­fa­schis­ti­schen Kampf zu ge­win­nen su­chen. Droht aber das Mo­no­pol­ka­pi­tal die so­zia­le Hauptstütze zu wech­seln, dann sind alle Kräfte dar­auf zu wer­fen, die­ses an­ti­fa­schis­ti­sche Bünd­nis her­zu­stel­len: die Ein­heits­front der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen, par­tei­lo­sen und kom­mu­nis­ti­schen Ar­bei­ter, die Volks­front al­ler an­ti­fa­schis­ti­schen Kräfte.

Ge­nau an die­ser Stel­le zog die Kom­mu­nis­ti­sche In­ter­na­tio­na­le auf ih­rem VII. Welt­kon­gress 1935 und in der Fol­ge die Brüsse­ler Kon­fe­renz der KPD wich­ti­ge Leh­ren für die Ar­bei­ter­be­we­gung.

Auf der Brüsse­ler Kon­fe­renz führte Wil­helm Pieck dazu aus:

„Wir ha­ben mit un­se­rem Haupt­an­griff ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie zu der Zeit, als die Tak­tik rich­tig war, als in den Sta­bi­li­sie­rungs­jah­ren die so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Il­lu­sio­nen der Wirt­schafts­de­mo­kra­tie und des or­ga­ni­sier­ten Ka­pi­ta­lis­mus die Ar­bei­ter­hir­ne ver­kleis­ter­te, und die Ar­bei­ter vom Kamp­fe zurück­hiel­ten, große Er­fol­ge er­zielt. Ohne die­se Tak­tik wäre es nicht zu den ent­schei­den­den Kämp­fen an Rhein und Ruhr, in Ber­lin, an der Was­ser­kan­te, in Mit­tel­deutsch­land und Sach­sen ge­kom­men. Die Bour­geoi­sie hätte in noch viel ra­sche­rem Tem­po den Lohn­ab­bau und die Be­schnei­dung der de­mo­kra­ti­schen Rech­te und Frei­hei­ten der Ar­bei­ter durch­zuführen ver­mocht. Auch un­ser Kampf ge­gen die Wei­ma­rer Re­pu­blik, ge­gen die bürger­li­che De­mo­kra­tie, war ab­so­lut not­wen­dig und rich­tig, weil sie nicht nur die ,gan­ze deut­sche Kon­ter­re­vo­lu­ti­on’ um sich schar­te, son­dern weil von ihr aus die schwers­ten An­grif­fe ge­gen die Ar­bei­ter­klas­se ge­rich­tet wur­den. Wir ha­ben mit die­ser un­se­rer Tak­tik ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie und ge­gen die Wei­ma­rer Re­pu­blik in die­ser Zeit das vol­le Verständ­nis großer Tei­le der deut­schen Ar­bei­ter­klas­se ge­fun­den, wo­durch die KPD zu ei­ner Mas­sen­par­tei wur­de.Aber die Mehr­heit der deut­schen Ar­bei­ter­klas­se leis­te­te der So­zi­al­de­mo­kra­tie Ge­folg­schaft und setz­te ihre Hoff­nung auf die bürger­li­che De­mo­kra­tie, auf die Ko­ali­ti­ons­po­li­tik der So­zi­al­de­mo­kra­tie. Und das umso mehr, als die fa­schis­ti­sche Be­we­gung mäch­tig an­schwoll und alle Rech­te und Frei­hei­ten der Ar­bei­ter­klas­se be­droh­te. Da wir selbst die fa­schis­ti­sche Ge­fahr un­terschätz­ten und sie der Ar­bei­ter­schaft nicht genügend si­gna­li­sier­ten, im Ge­gen­teil nach wie vor un­se­ren Haupt­s­toß ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie und ge­gen die bürger­li­che De­mo­kra­tie rich­te­ten, so konn­te es nicht aus­blei­ben, dass wir nicht ver­moch­ten, die Ar­bei­ter­klas­se für den Kampf ge­gen den Fa­schis­mus zu mo­bi­li­sie­ren.

Ich möchte das an ei­nem Bei­spiel näher erläutern. Die Fa­schis­ten er­ziel­ten bei der Reichs­tags­wahl am 14. Sep­tem­ber 1930 mit ih­ren 6,4 Mil­lio­nen Stim­men ge­genüber den 800.000 Stim­men, die sie noch bei den Mai­wah­len 1928 er­hal­ten hat­ten, ei­nen großen Wahl­er­folg. Die Fa­schis­ten überflügel­ten uns bei die­ser Wahl um fast zwei Mil­lio­nen Stim­men. Die­ser Vor­marsch der Fa­schis­ten hätte uns ernst ge­nug die fa­schis­ti­sche Ge­fahr auf­zei­gen und uns ver­an­las­sen müssen, in un­se­rer stra­te­gi­schen Ori­en­tie­rung eine Wen­dung in der Rich­tung des Haupt­s­toßes ge­gen die Fa­schis­ten vor­zu­neh­men und alle An­stren­gun­gen zu ma­chen, die Ein­heits­front mit den so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Ar­bei­tern zum Kampf ge­gen den Fa­schis­mus zu schaf­fen.
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Einheitsfront statt Querfront!

In wel­cher Si­tua­ti­on wir auch im­mer uns be­fin­den – ob wir schon der von Ge­nos­sen Pieck hier be­schrie­be­nen sehr nahe sind oder noch nicht – schon mit bloßen Au­gen ist fest­zu­stel­len, dass zur­zeit die Rich­tung nach rechts geht, dass wir uns dar­auf ein­stel­len müssen, dass das Mo­no­pol­ka­pi­tal früher oder später sei­ne so­zia­le Hauptstütze aus­wech­seln wird, wenn es uns nicht ge­@vº–&V@vº–&V¥–&V‰â–&V¨vº–&V`vº–&V@`vº–&Vmpf ge­gen die fa­schis­ti­sche Ge­fahr auf­zu­neh­men.

Man könnte nun fra­gen: Soll­ten wir viel­leicht die So­zi­al­de­mo­kra­tie, die SPD-Führung, die Ge­werk­schaftsführun­gen auch noch ver­tei­di­gen, wenn die vom Ka­pi­tal eins auf die Mütze krie­gen?

Ja, das soll­ten wir. Weil die So­zi­al­de­mo­kra­tie – so sehr sie uns auch auf dem Weg zur Re­vo­lu­ti­on im Weg steht – Bünd­nis­part­ner ge­gen die fa­schis­ti­sche Ge­fahr ist, sel­ber zum Op­fer der Fa­schis­ten wird. Weil die Mehr­heit ge­ra­de der klas­sen­be­wuss­te­ren Ar­bei­ter un­ter ih­rem Ein­fluss steht, und ers­tens ohne und ge­gen sie der Kampf ge­gen die fa­schis­ti­sche Ge­fahr kaum Aus­sicht auf Er­folg hat, und zwei­tens, weil so am bes­ten die Ein­heit der Ar­bei­ter­klas­se – letzt­lich auch ge­gen die Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie – her­ge­stellt wer­den kann.

Was denn sonst? Ge­mein­sam mit den Fa­schis­ten ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie? Das ist es, was die fa­schis­ti­schen Quer­front­stra­te­gen wol­len. Denn dann sind wir als Kom­mu­nis­ten er­le­digt, und der Fa­schis­mus hat ge­siegt.

Das ist es übri­gens auch, was die rech­ten so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Führer wol­len. Können sie uns be­schul­di­gen, mit Fa­schis­ten zu­sam­men­zu­ar­bei­ten, dann sind sie aus dem Schnei­der in den Fra­gen, in de­nen sie, blind vor Macht­hun­ger, in die Quer­front­fal­le ge­tappt sind (das übels­te und erschütternds­te Bei­spiel dafür ist der 1. Mai 1933, als die ADGB-Führung sich bei den Na­zis be­dank­te, dass der 1. Mai end­lich Fei­er­tag ist und die Ar­bei­ter zur Be­tei­li­gung an den fa­schis­ti­schen Kund­ge­bun­gen auf­rief. Der Dank der Na­zis folg­te ei­nen Tag später, als die Ge­werk­schaf­ten auf­gelöst, die Ge­werk­schaftshäuser gestürmt und Ge­werk­schaf­ter ins KZ ge­wor­fen wur­den). Dann können sie auch sehr leicht Ein­heits­front­an­ge­bo­te ab­leh­nen, wie sie es am 30. Ja­nu­ar 1933 ge­tan ha­ben, als nur der Ge­ne­ral­streik noch die ein­zi­ge Möglich­keit war, of­fen und ver­eint ge­gen die Ter­ror­herr­schaft der Na­zis zu kämp­fen.

Prüfen wir mal zwei der be­kann­tes­ten so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Quer­front-Vorwürfe ge­gen die KPD, zwei his­to­ri­sche Bei­spie­le ge­nau aus der Zeit, über die auch Wil­helm Pieck in sei­nem o.g. Re­fe­rat ge­spro­chen hat. Es geht um den Volks­ent­scheid zur Auflösung des preußischen Land­tags 1931 und um den Streik der Ar­bei­ter bei den Ber­li­ner Ver­kehrs­be­trie­ben Ende 1932. In bei­den Fällen geht es um klas­si­sche Quer­front-Po­li­tik von Na­zis, das ist kei­ne Fra­ge. Und dass Fa­schis­ten ver­su­chen, die Quer­front her­zu­stel­len, ist über­haupt kein Wun­der. Die we­sent­li­che Fra­ge ist: Wie können sich Kom­mu­nis­ten des­sen er­weh­ren, wie müssen sie ge­gen die Quer­front und für die Ein­heits­front kämp­fen? Da­bei muss uns vor al­lem klar sein, dass die Quer­front­po­li­tik nur un­ter Aus­nut­zung un­se­rer theo­re­ti­schen Schwächen funk­tio­niert.

Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtags 1931

Ein lei­der er­folg­rei­cher Quer­frontan­griff ge­lang den Na­zis im Bünd­nis mit an­de­ren re­ak­ti­onären Par­tei­en, als sie 1931 ei­nen Volks­ent­scheid zur Auflösung des preußischen Land­tags – und da­mit zum Sturz der so­zi­al­de­mo­kra­tisch geführ­ten Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on – durch­setz­ten. Ursprüng­lich woll­te die KPD dies kei­nes­falls un­terstützen. Ernst Thälmann war un­ter den Par­teiführern, die dar­auf hin­wie­sen, dass ein sol­ches Vor­ge­hen die Ein­heits­front­po­li­tik der KPD außer­or­dent­lich er­schwe­ren würde. Die Ar­gu­men­ta­ti­on der sich be­son­ders „links“ ge­ben­den Kräfte in der KPD ging da­hin, dass der Haupt­s­toß ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie geführt wer­den müsse. Eine Nicht­be­tei­li­gung an dem Volks­ent­scheid würde die ver­hass­te ka­pi­ta­lis­ti­sche Wei­ma­rer Re­pu­blik stützen. Da­hin­ter steck­te auch noch die Hoff­nung, bei ei­ner Neu­wahl würden die Nazi-Wähler sich wie­der von den Na­zis ab­wen­den (man sieht: Die Hoff­nung, dass man durch re­ak­ti­onäre Zu­geständ­nis­se Wähler rech­ter Par­tei­en zurück­ge­win­nen könne, ist ur­alt und ist bis zum heu­ti­gen Tag nicht aus­ge­stor­ben). Schließlich setz­te sich in der Par­teiführung doch die Li­nie durch, sich an dem Volks­ent­scheid zu be­tei­li­gen. Der SPD-Führung kam das sehr ge­le­gen, konn­te sie sich doch da­mit her­vor­ra­gend den Ein­heits­front­vor­schlägen der KPD ent­zie­hen und von ei­ner Be­dro­hung der Re­pu­blik von rechts und links schwa­dro­nie­ren.

Nun könnte man ja sa­gen: Auch wenn es stra­te­gisch noch rich­tig ge­we­sen wäre, den Haupt­s­toß ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie zu rich­ten, hätte man die­se Ge­mein­sam­keit mit den Fa­schis­ten nicht voll­zie­hen dürfen. Tatsächlich ging ja die ge­sam­te KPD mit Thälmann da­von aus, dass der Haupt­s­toß in die­ser Zeit ge­gen die So­zi­al­de­mo­kra­tie ge­rich­tet wer­den muss, und trotz­dem wa­ren sehr star­ke Kräfte mit Thälmann an der Spit­ze ge­gen die Be­tei­li­gung an dem Volks­ent­scheid. Bei die­sen Ge­nos­sen sieg­te ein pro­le­ta­ri­sches tak­ti­sches Gespür über die stra­te­gisch fal­sche Fest­set­zung. Eine sol­che Kon­stel­la­ti­on, in der Fa­schis­ten zu sol­chen Ak­tio­nen grei­fen können, ist kaum denk­bar in ei­ner Si­tua­ti­on, in der die fa­schis­ti­sche Ge­fahr noch nicht so eine dro­hen­de Ak­tua­lität an­ge­nom­men hat wie im Jahr 1931. Ge­ra­de des­halb ist das Bemühen von Kom­mu­nis­ten um eine dem Stand des Klas­sen­kamp­fes ge­rech­te stra­te­gi­sche Fest­le­gung so wich­tig, eine Leit­li­nie für den tägli­chen Kampf: Wie be­han­deln wir die So­zi­al­de­mo­kra­tie, wie kämp­fen wir um die Ein­heits­front, wie ak­tu­ell ist die fa­schis­ti­sche Ge­fahr?

Streik der Arbeiter in den Berliner Verkehrsbetrieben Ende 1932

„Der Ber­li­ner Ver­kehrs­ar­bei­ter­streik, der fünf Tage lang ganz Deutsch­land in Atem hielt, ja ganz Eu­ro­pa auf­hor­chen ließ, un­ter­streicht die Rich­tig­keit der (…) Einschätzung der Lage, wo­nach das Ende der re­la­ti­ven Sta­bi­li­sie­rung des Ka­pi­ta­lis­mus ein­ge­tre­ten ist, und schon der Kampf ge­gen die ele­men­tars­ten Nöte der Mas­sen die­se mit den un­mit­tel­ba­ren Grund­la­gen der Exis­tenz des Ka­pi­ta­lis­mus in Zu­sam­mens­toß bringt. Vom Kampf ge­gen den Zwei-Pfen­nig-Lohn­ab­bau und zur Ver­tei­di­gung der in den letz­ten Jah­ren erkämpf­ten so­zia­len Er­run­gen­schaf­ten führte der Streik der Ver­kehrs­ar­bei­ter bis an die Schwel­le des po­li­ti­schen Mas­sen­streiks.“5

Es war ein har­ter Kampf, den die 22.000 BVG-Ar­bei­ter in ih­rer Not führen muss­ten – im Stich ge­las­sen von der Ge­werk­schaftsführung, bekämpft vom Staats­ap­pa­rat. Die Po­li­zei tötete drei Ar­bei­ter und ver­letz­te vie­le wei­te­re. 500 Streik­pos­ten und die Ver­hand­lungs­kom­mis­si­on der zen­tra­len Streik­lei­tung wur­den ver­haf­tet.

Und nun kom­men wir zu den Quer­front-Ak­ti­vitäten. Natürlich gab es die, we­ni­ge Tage nur, be­vor das Mo­no­pol­ka­pi­tal tatsächlich die So­zi­al­de­mo­kra­tie als so­zia­le Hauptstütze ver­ab­schie­de­te und sich die ver­schie­de­nen Mo­no­polfrak­tio­nen dar­auf ei­nig­ten, wie sie die Fa­schis­ten in­ner­halb der nächs­ten Wo­chen an die Re­gie­rung und an die Macht hie­ven woll­ten. Al­ler­dings gab es die­se Quer­fron­tak­ti­vitäten nicht in der Form, wie es ger­ne erzählt wird: Kom­mu­nis­ten und Na­zis hätten ge­mein­sam den Streik ge­macht. Das kann schon des­halb nie­mand glau­ben, weil un­ter den 22.000 Ar­bei­tern nicht nur Kom­mu­nis­ten, Na­zis und Par­tei­lo­se wa­ren, son­dern in großer Zahl So­zi­al­de­mo­kra­ten – schließlich hat­te die So­zi­al­de­mo­kra­tie in den Be­trie­ben im­mer noch den Haupt­ein­fluss.

Die Quer­front-Ak­ti­vität ging von den Na­zis aus, und zwar nicht erst seit die­sem Zeit­punkt, nicht nur bei der BVG. Sie gründe­ten, da wo es möglich war, Be­triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen („NSBO“), um die rückständigs­ten Ar­bei­ter zu or­ga­ni­sie­ren und so ei­nen Fuß in die Ar­bei­ter­be­we­gung zu be­kom­men (auch das ein Zei­chen, wie sehr die Fa­schis­ten schon an Stärke ge­won­nen hat­ten).

Bei ei­nem Streik müssen be­kannt­lich alle Ar­bei­ter mit­ma­chen, wer nicht mit­macht, ist Streik­bre­cher. Also wa­ren auch die NSBO-Ar­bei­ter beim Streik da­bei. Es wur­de eine Streik­lei­tung gewählt. Gewählt wur­den Ge­werk­schafts­funk­ti­onäre, Funk­ti­onäre der Re­vo­lu­ti­onären Ge­werk­schafts­op­po­si­ti­on (RGO), Kom­mu­nis­ten, So­zi­al­de­mo­kra­ten und auch zwei Ar­bei­ter der NSBO.

Die NSBO-Führung ver­such­te „vom ers­ten Tage an, die Streik­front zu spal­ten und wahl­po­li­ti­sche Geschäfte für Go­eb­bels zu ma­chen. Nur durch die Streik­bruchtak­tik der re­for­mis­ti­schen Ge­werk­schaftsbüro­kra­tie war es über­haupt möglich, dass die Gau­lei­tung der NS­DAP wie die Lei­tung der NSBO ihre dem­ago­gi­sche Rol­le als Un­terstützer des Streiks für ei­ni­ge Tage spie­len konn­ten.“[6]

Durch Dro­hun­gen und In­tri­gen ge­lang es der SPD- und der ADGB-Führung, schließlich die Streik­front zu zer­set­zen, so dass die Streik­lei­tung den Ab­bruch des Streiks nach fünf Streik­ta­gen be­sch­ließen muss­te.

Es ist also eine fal­sche Dar­stel­lung, dass die KPD beim BVG-Streik eine Quer­front­ver­bin­dung ein­ge­gan­gen wäre. Die Kri­tik der So­zi­al­de­mo­kra­tie be­deu­tet in der Pra­xis: Streik­bruch. Hätte ein Streik­bruch der KPD die Na­zis zurück­ge­drängt? Das kann nie­mand ernst­lich glau­ben. Im Ge­gen­teil: Der Streik­bruch der rech­ten So­zi­al­de­mo­kra­ten erst hat die prah­le­ri­sche Pro­pa­gan­da der Na­zis beflügelt.

Stu­diert man nun die Aus­wer­tung des Streiks durch die KPD (No­vem­ber 1932), die sehr selbst­kri­tisch or­ga­ni­sa­to­ri­sche und po­li­ti­sche Schwächen be­leuch­tet, so fin­det man zu dem The­ma „NSBO im Be­trieb“ ei­nen be­mer­kens­wer­ten Hin­weis: „Der prin­zi­pi­el­le Kampf ge­gen die NS­DAP wur­de während des Streiks nur man­gel­haft geführt. Wenn auch die Manöver der NS­DAP die Ent­lar­vung in den ers­ten Ta­gen des Streik­kamp­fes er­schwer­ten, so ist das kei­ne Ent­schul­di­gung für die Ver­nachlässi­gung des prin­zi­pi­el­len Kamp­fes ge­gen die NS­DAP7

Die­ser Hin­weis ist des­halb be­mer­kens­wert, weil es sich hier nicht um eine ein­fa­che Selbst­verständ­lich­keit han­delt (auch wenn es uns heu­te in un­se­rer noch verhält­nismäßig gemütli­chen Si­tua­ti­on so schei­nen mag). Es han­delt sich um die kühne For­de­rung, eine po­li­ti­sche Grup­pie­rung, die sich an ei­nem Streik be­tei­ligt, so­gar in die Streik­lei­tung mit hin­ein­gewählt wor­den ist, prin­zi­pi­ell zu bekämp­fen und zu ent­lar­ven – eine Vor­ge­hens­wei­se, die sich nor­ma­ler­wei­se im ge­mein­sa­men Kampf ver­bie­tet, aber in die­sem Fall ab­so­lut not­wen­dig war – auch wenn dies mögli­cher­wei­se so­gar die Auf­recht­er­hal­tung des Streiks er­schwert hätte. Dies zur Il­lus­tra­ti­on, wel­che schwer­wie­gen­den Ent­schei­dun­gen im Sin­ne der Ände­rung des stra­te­gi­schen Haupt­s­toßes not­wen­dig ge­we­sen wären (und dies ist wie­der ein Bei­spiel für das Gespür kom­mu­nis­ti­scher Ar­bei­ter, dass die fa­schis­ti­sche Ge­fahr dra­ma­tisch ak­tu­ell ge­wor­den war).


Querfront im Wechsel der Zeiten

Mit der Ei­ni­gung auf die Art und Wei­se der Machtüber­tra­gung an die Hit­ler­fa­schis­ten ver­lor das Mo­no­pol­ka­pi­tal weit­ge­hend das In­ter­es­se an den Quer­fron­tak­ti­vitäten, die kurz vor­her Ver­tre­ter der Che­mie­in­dus­trie noch in­ner­halb ei­ner fa­schis­ti­schen Dik­ta­tur in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren woll­ten (un­ter Bei­be­hal­tung der Ge­werk­schaf­ten). Ver­tre­ten wur­de die Quer­front­po­li­tik vor al­lem von den Gebrüdern Stras­ser. Wirk­lich ein­drin­gen in die Ar­bei­ter­be­we­gung konn­ten sie nicht. „An­fang 1932 rief Otto Stras­ser zur Bil­dung von ‚Ein­heits­front­ko­mi­tees‘ auf, als ‚re­vo­lu­ti­onäre Kampf­ausschüsse für Stadt und Land‘. Be­ab­sich­tigt war da­mit eine Durch­kreu­zung der kom­mu­nis­ti­schen Bemühun­gen um die Her­stel­lung der Ein­heits­front, de­ren wich­tigs­tes Er­for­der­nis das Zu­sam­men­ge­hen von Kom­mu­nis­ten und So­zi­al­de­mo­kra­tie war. Die ‚Ein­heits­front‘, zu der Stras­ser auf­rief, sah ei­nen Zu­sam­men­schluß mit an­de­ren fa­schis­ti­schen und halb­fa­schis­ti­schen Split­ter­grup­pen, wie Lu­den­dorffs ‚Tan­nen­berg­bund‘ auf der Rech­ten, mit der KPD und sol­chen Grup­pen wie KAP, KPO und Le­n­in­bund auf der Lin­ken, nicht je­doch mit der SPD vor.“8 Zu­stan­de ka­men die­se Quer­front­ko­mi­tees, dem­ago­gisch „Ein­heits­front­ko­mi­tees“ ge­nannt, nicht. Gre­gor Stras­ser wur­de im Zu­sam­men­hang mit der Röhm-Affäre 1934 von der SS er­mor­det. Otto Stras­ser ging ins Exil und be­haup­te­te später, er sei im an­ti­fa­schis­ti­schen Wi­der­stand ge­we­sen.

Auf die­ser Grund­la­ge gab es in der BRD drei Stras­ser-Re­nais­san­cen. Die ers­te in den fünf­zi­ger Jah­ren, ge­tra­gen durch Alt­na­zis mit Otto Stras­ser selbst, die zwei­te Ende der sech­zi­ger Jah­re als Ant­wort auf die de­mo­kra­ti­sche Stu­den­ten­be­we­gung („Außer­par­la­men­ta­ri­sche Op­po­si­ti­on“), die drit­te be­gann schon in den acht­zi­ger Jah­ren und blühte auf durch die Ein­ver­lei­bung der DDR. So ge­wan­nen zum Bei­spiel NPD-Ka­der aus München den ehe­ma­li­gen Lin­ken Mi­cha­el Koth für die quer­frontmäßige Un­ter­wan­de­rung der KPD (gegründet 1990 in der DDR) und des Freun­des­krei­ses Ernst-Thälmann-Ge­denkstätte Zie­gen­hals. Bei­de Or­ga­ni­sa­tio­nen wuss­ten sich zu weh­ren, al­ler­dings war der Kampf nicht ein­fach, da die Quer­front-Ak­teu­re sehr ge­schickt vor­gin­gen – auf der Ebe­ne, den An­ti­fa­schis­mus weg­zu­las­sen, Fa­schis­ten und An­ti­fa­schis­ten zu­sam­men­zu­brin­gen für die DDR als das bes­se­re Deutsch­land – also für eine deutsch-völki­sche DDR der Versöhnung mit dem Fa­schis­mus, die es so über­haupt nicht ge­ge­ben hat, die eine Hal­lu­zi­na­ti­on der Quer­front-Na­zis ist. In Wirk­lich­keit hätten die Staats­or­ga­ne der DDR die­ses Pack sehr schnell in den Knast ver­frach­tet.

Wenn wir über Fa­schis­ten und Quer­front re­den, dann müssen wir auch über „eta­blier­te Po­li­ti­ker“ re­den, in der CSU und auch in der FDP.

So wirk­te in der Frie­dens­be­we­gung der acht­zi­ger Jah­re das CSU-Mit­glied Al­fred Mech­ters­hei­mer, der ein deut­sches Ver­tei­di­gungs­kon­zept und ein ver­ein­tes neu­tra­les Deutsch­land for­der­te und großen Ein­fluss auf brei­te lin­ke Krei­se hat­te. Nach sei­nem Aus­schluss aus der CSU drif­te­te er in die Nazi-Sze­ne ab.

Ende der neun­zi­ger Jah­re pro­fi­lier­te sich aus der neu­en Recht­saußen-Ge­ne­ra­ti­on der FDP Jürgen Mölle­mann als zeit­wei­se er­folg­rei­cher Quer­front­po­li­ti­ker, der spek­ta­kuläre Wahl­er­fol­ge mit an­ti­se­mi­ti­schen Veröffent­li­chun­gen er­reich­te. Er be­kam so­gar eine Ko­lum­ne im „Neu­en Deutsch­land“, und durf­te dort so lan­ge schrei­ben, bis er of­fen die Wahl­sie­ge rech­ter Par­tei­en in Eu­ro­pa ein­sch­ließlich Hai­der be­ju­bel­te – dann erst flog er dort raus. Sein Sui­zid gibt in der Quer­front­sze­ne An­lass zu aben­teu­er­li­chen Spe­ku­la­tio­nen.

Ei­ner der er­folg­reichs­ten Quer­front­po­li­ti­ker aus dem Es­ta­blish­ment der fa­schis­ti­schen Be­we­gung ist Pe­ter Gau­wei­ler, CSU. Sei­ne Spe­zi­al­ge­bie­te: Rech­te An­grif­fe auf den Par­la­men­ta­ris­mus („di­rek­te De­mo­kra­tie“) im Sin­ne des Nazi-Ju­ris­ten Carl Schmitt; Geg­ner­schaft zur EU – im re­ak­ti­onären Sin­ne der „Sou­veränität Deutsch­lands“; sei­ne ständig zur Schau ge­stell­te Freund­schaft mit dem so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Lin­ke-Po­li­ti­ker Os­kar La­fon­tai­ne (Ori­gi­nal­zi­tat Gau­wei­ler: „Wenn es eine Leh­re aus dem 20. Jahr­hun­dert gibt, dann die, dass die Rech­te und die Lin­ke kei­ne Fein­de sein dürfen.“9); die Ab­leh­nung der Straf­ver­fol­gung von Mit­glie­dern des Staatsführung der DDR und der Par­teiführung der SED, die An­bie­de­rung an die be­son­ders un­ter­drückte und ent­rech­te­te Bevölke­rung der ein­ver­leib­ten DDR. Ins­be­son­de­re Letz­te­res steht in der Tra­di­ti­on von Gau­wei­lers Zieh­va­ter F.J. Strauß, der be­reits in den acht­zi­ger Jah­ren durch sei­ne pri­va­te Außen­po­li­tik an der Bun­des­re­gie­rung vor­bei Kon­tak­te in die DDR und an­de­re so­zia­lis­ti­sche Länder knüpfte. Nicht um die DDR zu sta­bi­li­sie­ren, wie im­mer noch man­che Ge­nos­sen aus der SED mei­nen, son­dern um sie zu de­sta­bi­li­sie­ren. In Ost und West hält sich hartnäckig das Gerücht, Gau­wei­ler habe sich geändert, er sei von ei­nem der rech­tes­ten, vom po­li­ti­schen Zieh­sohn von Strauß, zu ei­nem De­mo­kra­ten ge­wor­den, mit dem man zu­sam­men­ar­bei­ten kann. Was Gau­wei­ler an­strebt, ist aber nur das, was alle Quer­front­po­li­ti­ker an­stre­ben: Er will ei­nen Teil der DDR-Bürger auf sei­ne Sei­te be­kom­men, eben­so ei­nen Teil der lin­ke­ren Ar­bei­te­ra­ris­to­kra­tie und große Tei­le der de­mo­kra­ti­schen Be­we­gung in West­deutsch­land und so­gar Kom­mu­nis­ten, um den an­ti­fa­schis­ti­schen Kampf zu zer­split­tern und zu ver­unmögli­chen und die deut­sche „Volks­ge­mein­schaft“ vor­zu­be­rei­ten. Von der „Jun­gen Frei­heit“ wird er dafür als Strauß-Nach­fol­ger ge­fei­ert.


Was tun gegen Querfront?

Zu den kon­kre­ten Ak­teu­ren heu­ti­ger Quer­front­po­li­tik, über die zur­zeit so heiß dis­ku­tiert wird, wer­den wir an die­ser Stel­le nichts sa­gen. Aus dem ein­fa­chen Grund, dass die Dis­kus­si­on dazu schon all­zu fest­ge­fah­ren ist. Dass es bei al­len fa­schis­ti­schen Kräften auch Quer­front­in­ter­es­sen gibt und ge­ben muss, soll­te aus dem bis­her Dar­ge­leg­ten klar sein: Ne­ben der aus­sch­ließlich ter­ro­ris­ti­schen Strömung bil­det sich bei al­len fa­schis­ti­schen Or­ga­ni­sa­tio­nen auch eine Quer­front­strömung her­aus. Und war­um ist das so: Weil auch die Quer­front un­ter Umständen beim Mo­no­pol­ka­pi­tal ge­fragt ist (sie­he z. B. das zeit­wei­li­ge In­ter­es­se der Che­mie­in­dus­trie 1932 an ei­nem fa­schis­ti­schen Staat auf Grund­la­ge der Stras­ser-Va­ri­an­te – un­ter Bei­be­hal­tung kas­trier­ter Ge­werk­schaf­ten).

Ak­tu­el­le Be­le­ge dafür gibt es ge­nug. Hier nur ei­ner aus der AfD:

„Der über­hol­te Ge­gen­satz von rechts und links ist Vor­aus­set­zung für eine Art Quer­front-Stra­te­gie, die ich für aus­sichts­reich hal­te. Die AfD erhält Zu­lauf von links, nicht nur im Os­ten, son­dern auch im Wes­ten. In Ham­burg etwa sind mehr Wähler von der SPD als von der CDU zu uns ges­toßen. Die Mit­te und die klei­nen Leu­te ha­ben Angst, noch wei­ter zu ab­zu­rut­schen, die Po­li­tik der EZB gibt ih­nen ja auch Grund dazu. Und die­se Po­li­tik, die die Rei­chen rei­cher und die Ar­men ärmer macht, wird von der SPD ver­tei­digt. Das kann nicht gut­ge­hen, geht ja auch nicht gut. Wenn die SPD so wei­ter­macht, wird sie ihre Ge­schich­te bald hin­ter sich ha­ben.“ (Kon­rad Adam, Mit­gründer der AfD)10

Die Quer­front kann nur – wie schon ge­sagt – auf Grund­la­ge un­se­rer theo­re­ti­schen Schwächen funk­tio­nie­ren. Uns ih­rer zu er­weh­ren, heißt also, un­se­re theo­re­ti­schen Schwächen (die Schwächen al­ler Kom­mu­nis­ten und de­rer, die wel­che sein wol­len) zu bekämp­fen. Dar­um geht es, und das wird durch die der­zei­ti­ge Dis­kus­si­on eher ver­deckt.

Um wel­che Auf­ga­ben, die wir heu­te ha­ben, geht es?

Der Haupt­feind steht im ei­ge­nen Land und heißt deut­scher Im­pe­ria­lis­mus – das ist zu pro­pa­gie­ren und auf die­ser Grund­la­ge ist zu ar­bei­ten, weil al­les an­de­re den Chau­vi­nis­mus fördert und dem deut­schen Im­pe­ria­lis­mus ge­gen sei­ne po­ten­zi­el­len Kriegs­geg­ner hilft.

Der Kampf um den Frie­den kann nur mit ei­ner an­ti­fa­schis­ti­schen Stoßrich­tung er­folg­reich sein. Denn ge­nau mit dem Kurs auf den Wech­sel der so­zia­len Hauptstütze, von der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen zur fa­schis­ti­schen, be­rei­tet das Mo­no­pol­ka­pi­tal den Krieg vor. Die bürger­lich-de­mo­kra­ti­schen Be­din­gun­gen sind die al­ler­schlech­tes­ten Be­din­gun­gen für ei­nen im­pe­ria­lis­ti­schen Krieg. Des­halb braucht das Mo­no­pol­ka­pi­tal letzt­lich den Fa­schis­mus. Und des­halb kann Frie­dens­kampf nur heißen: An­ti­fa­schis­ti­scher Kampf, Ein­heits­front der Ar­bei­ter, Volks­front al­ler an­ti­fa­schis­ti­schen Kräfte – Bünd­nis­part­ner können hier so­gar die­je­ni­gen sein, die sich in der Fra­ge des Haupt­fein­des im ei­ge­nen Land ir­ren. Aber Fa­schis­ten, Leu­te, die rechts und links zu­sam­men­brin­gen wol­len, ha­ben in die­sem Kampf nichts zu su­chen.

Auf­grund des „Brex­it“ lebt wie­der die Dis­kus­si­on auf, dass es auch bei uns eine Volks­ab­stim­mung über den Ver­bleib in der EU ge­ben soll­te. Wir soll­ten ge­gen ein sol­ches Re­fe­ren­dum sein. Wir sind ge­gen die EU, denn die EU ist Deutsch-Eu­ro­pa, und wir sind ge­gen den Aus­tritt aus der EU, denn das be­deu­tet, die Deut­schen ge­gen den Rest der Welt und da­mit ei­nen Schritt näher zu Fa­schis­mus und Krieg. Würde ein sol­ches Re­fe­ren­dum tatsächlich durch­geführt, soll­ten wir uns nicht dar­an be­tei­li­gen und das auch pro­pa­gie­ren, dass wir nicht über die Op­tio­nen des deut­schen Im­pe­ria­lis­mus ab­stim­men, son­dern den deut­schen Im­pe­ria­lis­mus bekämp­fen.

Die Pro­pa­gie­rung der DDR ohne An­ti­fa­schis­mus als „das bes­se­re Deutsch­land“ ist eine fa­schis­ti­sche Hal­lu­zi­na­ti­on. Die Ver­leum­dung, dass die Na­zi­be­we­gung in der ein­ver­leib­ten DDR ein Erbe der DDR sei, ist eine chau­vi­nis­ti­sche Lüge. Die DDR als Voll­stre­cker des Pots­da­mer Ab­kom­mens, de­ren Ein­ver­lei­bung erst die Fa­schis­ten gestärkt und in die­ser heu­ti­gen Form möglich ge­macht hat – darüber gilt es auf­zuklären.

Die KPD hat 1948 den ein­zi­gen an­ti­fa­schis­ti­schen Ar­ti­kel im Grund­ge­setz erkämpft – das be­din­gungs­lo­se Asyl­recht. Er wur­de seit den neun­zi­ger Jah­ren bis zur Un­kennt­lich­keit verstümmelt. Es ist un­se­re Auf­ga­be, das Asyl­recht wie­der zu erkämp­fen. Es ist nicht un­se­re Auf­ga­be, rech­tes­ten Strömun­gen im Volk nach­zu­ge­ben. Wenn Ar­bei­ter befürch­ten, dass sich durch Flücht­lin­ge die Kon­kur­renz um den Ar­beits­platz verschärft, dann sa­gen wir, dass der ge­mein­sa­me ge­werk­schaft­li­che Kampf die­se Kon­kur­renz ver­hin­dert. Oder sol­len wir mit den glei­chen Ar­gu­men­ten ge­gen die Ein­wan­de­rung aus an­de­ren Ländern sein, wie im 19. Jahr­hun­dert rückständi­ge Ar­bei­ter ge­gen die Lohn­ar­beit und die ge­werk­schaft­li­che Or­ga­ni­sie­rung von Frau­en wa­ren? Es ist auch nicht un­se­re Auf­ga­be, jun­ge Men­schen, die sich für Flücht­lin­ge ein­set­zen, zu be­schimp­fen, weil sie sich nicht um die Flucht­ur­sa­chen kümmern. Es ist nicht un­se­re Auf­ga­be, de­mo­kra­tisch ge­sinn­te Men­schen her­ab­zu­set­zen, weil sie sich als frei­wil­li­ge Hel­fer zur Verfügung stel­len – da­mit ver­größern wir nur die Ge­fahr, dass die­se Men­schen ei­nes Ta­ges für Kriegs­zwe­cke miss­braucht wer­den. Sol­len wir die un­glaub­li­che Ver­ro­hung, die in den Jah­ren der ab­so­lu­ten Ver­elen­dung Platz ge­grif­fen hat, noch un­terstützen? Dann sind wir ganz schnell Op­fer der Quer­front. Wir soll­ten lie­ber das be­her­zi­gen:

„Es be­steht kein Zwei­fel, dass nur äußers­tes Elend die Men­schen ver­an­lasst, die Hei­mat zu ver­las­sen und dass die Ka­pi­ta­lis­ten die ein­ge­wan­der­ten Ar­bei­ter in ge­wis­sen­lo­ses­ter Wei­se aus­beu­ten. Doch nur Re­ak­ti­onäre können vor der fort­schritt­li­chen Be­deu­tung die­ser mo­der­nen Völker­wan­de­rung die Au­gen ver­sch­ließen. Eine Erlösung vom Joch des Ka­pi­tals ohne wei­te­re Ent­wick­lung des Ka­pi­ta­lis­mus, ohne den auf die­ser Ba­sis geführ­ten Klas­sen­kampf gibt es nicht und kann es nicht ge­ben. Und ge­ra­de in die­sen Kampf zieht der Ka­pi­ta­lis­mus die werktäti­gen Mas­sen der gan­zen Welt hin­ein, in­dem er die Muf­fig­keit und Zurück­ge­blie­ben­heit des lo­ka­len Le­bens durch­bricht, die na­tio­na­len Schran­ken und Vor­ur­tei­le zerstört und Ar­bei­ter al­ler Länder in den großen Fa­bri­ken und Gru­ben Ame­ri­kas, Deutsch­lands usw. mit­ein­an­der ver­ei­nigt.“ (Le­nin11)

Ver­su­chen wir al­les, um der Mo­no­pol­bour­geoi­sie zu­vor­zu­kom­men in ih­rem Drang nach Fa­schis­mus und Krieg. Kämp­fen wir um die Ein­heits­front der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen, par­tei­lo­sen und kom­mu­nis­ti­schen Ar­bei­ter al­ler Na­tio­na­litäten und Haut­far­ben. Und be­den­ken wir da­bei: Die Ab­wehr ei­nes fa­schis­ti­schen An­griffs ist eine not­wen­di­ge Etap­pe auf dem Weg der Ar­bei­ter­klas­se zur so­zia­lis­ti­schen Re­vo­lu­ti­on.

KAZ-Frak­ti­on „Für Dia­lek­tik in Or­ga­ni­sa­ti­ons­fra­gen"


Anmerkungen:
1 Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Vorwort zur französischen und deutschen Ausgabe, LW Bd.. 22, S. 198.
2 Das hier Gesagte gilt nur für imperialistische Länder. In abhängigen Ländern sind die Klassenverhältnisse anders, faschistische Regimes werden dort im Interesse ausländischer Imperialisten von der Kompradorenbourgeoisie getragen.
3 Karl Schirdewan, Ein Jahrhundert Leben. Erinnerungen und Visionen, Berlin 1998, S. 303.
4 Bericht von Wilhelm Pieck in: Die Brüsseler Konferenz der KPD (3.-15. Oktober 1935), Frankfurt am Main 1975, S. 78 f.
5 Resolution der Bezirksleitung der KPD Berlin – Brandenburg – Lausitz – Grenzmark zum Bericht über den Verkehrsarbeiterstreik, infolge Verbots der „Roten Fahne“ als Flugschrift gedruckt im November 1932, in: Walter Ulbricht, Über Gewerkschaften Bd. 1, Berlin 1953, S. 375.
6 Ebenda, S. 386.
7 Ebenda, S. 392.
8 Kurt Gossweiler, Die Strasser-Legende, Berlin 1994, S. 52, Fußnote 30.
9 BILD.de, 11.08.2009.
10 www.wiwo.de/politik/deutschland/nach-dem-afd-parteitag-marktversagen-muss-der-staat-korrigieren/13538296-all.html%20-%2003.05.2016.
11 Lenin, Kapitalismus und Arbeiterimmigration, LW Bd. 19, S. 447.



 
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  Kommentar zum Artikel von Jemeljan:
Samstag, 21.01.2017 - 23:35

Danke für den Artikel! Hilft mir in der Diskussion vor Ort sehr gut weiter. Habe den link auch bei Facebook gestreut. Zu viel Wahnsinn unterwegs im Moment.


  Kommentar zum Artikel von Xiouxi:
Sonntag, 16.10.2016 - 22:08

Eine super Zusammenfassung und Ergänzung des Querfrontartikels von secarts.org, vielen Dank!