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Der Klassenkampf des Proletariats muss nach allen Richtungen hin geführt werden. So reicht es für die Arbeiterklasse nicht aus gegen den Lohnraub der Kapitalisten, gegen ihre Versuche die tägliche Arbeitszeit sowie die Leiharbeit auszuweiten usw. Widerstand zu organisieren. Neben dem ökonomischen Klassenkampf, muss auch der politische geführt werden. D.h. für ein Verbot von Leiharbeit, für die Abschaffung aller Hartz-Gesetze, gegen die Abwälzung der Folgen der Weltwirtschaftskrise durch die entsprechenden Sparpakete der Regierenden auf die Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen einzutreten. Diese ökonomischen und politischen (Abwehr-) kämpfe zu führen, reicht alleine nicht aus, um das Elend der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der unterdrückten Völker endgültig aus der Welt zu schaffen. Wichtig ist gerade am 1. Mai - dem internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse - den Klassenkampf auch auf ideologischem Gebiet zu führen. Hier gilt es mit dem Märchen aufzuräumen, das die Kapitalisten und ihre Lakaien nicht müde werden in immer neuen Formen aufzulegen, welches darin besteht zu behaupten, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter und die anderen Verdammten dieser Erde ohne die imperialistische Bourgeoisie und alle anderen Ausbeuter angeblich nicht existieren können und die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten niemals alle Kommandohöhen der Wirtschaft und des Staates besetzen und erfolgreich dirigieren können. Ein Versuch ohne die Ausbeuter leben zu wollen und den Kapitalismus zu stürzen, führe unweigerlich zu Chaos, Anarchie, dem Verlust wirtschaftlicher und sozialer Stärke usw.

Vier Jahre, die die Welt erschüttern

Doch diese Ideologie der Kapitalisten ist seit der Großen sozialistischen Oktoberrevolution im Russland des Jahres 1917 und den erfolgreichen Kämpfen der Arbeiter und Bauern der Völker der sozialistischen Sowjetunion in der Praxis längst widerlegt. Insbesondere die sozialistische Industrialisierung im Zuge des ersten Fünfjahrplans von 1928 bis 1933 zeigt, dass der Aufbau einer sozialistischen Industrie ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und ohne Ausplünderung fremder Länder (durch imperialistische Kriege) möglich ist. Die „Behauptung der bürgerlichen Ökonomen [ist] über den Haufen geworfen, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem das beste und jedes andere Wirtschaftssystem nicht stabil sei und den Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung nicht standhalten könne.“1 (S. 192)

Sozialistische Industrialisierung

Alleine auf sich gestellt, bauen die Arbeiter und Bauern in nur vier Jahren (bis Ende 1932) eine riesige sozialistische Industrie auf und verwandeln dadurch die Sowjetunion, die aus dem rückständigen zaristischem Russland hervorgegangen ist, in ein mächtiges Industrieland: „Die grundlegende Aufgabe des Fünfjahrplans bestand darin, unser Land mit seiner rückständigen, mitunter mittelalterlichen Technik auf die Bahnen der neuen, modernen Technik überzuleiten.“ (S. 154) stellt J.W. Stalin in seiner Rede „Die Ergebnisse des ersten Fünfjahresplans. Bericht am 7. Januar 1933“ fest. Weiter: „Das Hauptkettenglied des Fünfjahrplans bestand in der Schwerindustrie mit ihrem Herzstück, dem Maschinenbau. Denn nur die Schwerindustrie ist imstande, sowohl die gesamte Industrie als auch das Verkehrswesen und die Landwirtschaft zu rekonstruieren und auf die Beine zu stellen.“ (S. 157)
„Welches sind die Ergebnisse des Fünfjahrplans in vier Jahren auf dem Gebiet der Industrie? […]
Wir hatten keine Eisenhüttenindustrie, diese Grundlage der Industrialisierung des Landes. Jetzt haben wir sie.
Wir hatten keine Traktorenindustrie. Jetzt haben wir sie.
Wir hatten keine Automobilindustrie. Jetzt haben wir sie.
Wir hatten keinen Werkzeugmaschinenbau. Jetzt haben wir ihn.
Wir hatten keine ernst zu nehmende, keine moderne chemische Industrie. Jetzt haben wir sie.
Wir hatten keine wirkliche und ernst zu nehmende Industrie zur Herstellung moderner landwirtschaftlicher Maschinen. Jetzt haben wir sie.
Wir hatten keine Flugzeugindustrie. Jetzt haben wir sie.
In der Erzeugung elektrischer Energie standen wir auf dem letzten Platz. Jetzt sind wir auf einen der ersten Plätze vorgerückt.
In der Erzeugung von Erdölprodukten und in der Kohleförderung standen wir auf dem letzten Platz. Jetzt sind wir auf einen der ersten Plätze vorgerückt. […]
Wir haben erreicht, dass wir nicht nur diese Basis [der Kohlen- und Hüttenindustrie] hochgebracht, sondern auch eine Kohlen- und Hüttenbasis im Osten geschaffen haben, die der Stolz unseres Landes ist. […]
Wir haben erreicht, dass wir in der nächsten Zeit zwei neue Zentren der Textilindustrie, in Mittelasien und in Westsibirien, haben werden. […]
All das hat dazu geführt, dass die kapitalistischen Elemente aus der Industrie endgültig und unwiderruflich verdrängt worden sind und die sozialistische Industrie zur einzigen Form der Industrie in der UdSSR geworden ist.
“ (S. 160-161)

Welche Erfolge die Arbeiter und Bauern in der Industrialisierung in der Periode des ersten Fünfjahresplanes (1928-1932) erzielt haben, während die kapitalistische Welt die schwerste damals bekannte Weltwirtschaftskrise (1929-1933) durchgemacht hat, zeigen folgende Zahlen2:

Umfang der Industrieproduktion bis 1932 im Vergleich zum Vorkriegsstand (1913= 100%):
  • UdSSR 334 Prozent
  • USA 84 Prozent
  • England 75 Prozent
  • Deutschland 62 Prozent

Umfang der Industrieproduktion 1932 im Vergleich zu 1928 (1928=100%):
  • UdSSR 219 Prozent
  • USA 56 Prozent
  • England 80 Prozent
  • Deutschland 55 Prozent
  • Polen 54 Prozent

Klassenkampf und Weltkrieg

Die Errichtung der sozialistischen Industrie ermöglicht dann auch die Stärkung der Verteidigungskraft des sozialistischen Staates voranzutreiben. Hier sind die Industriebetriebe geschaffen worden, ohne deren Rüstungsgüter die Rote Armee ihre ruhmreichen Siege bei der Zerschlagung des Nazi-Faschismus im II. Weltkrieg nie hätte erringen können. Ohne die sozialistische Industrie wären die Erfolge der Roten Armee vor Leningrad und Moskau, in Stalingrad und am Kursker Bogen nicht möglich gewesen.

Verbesserung der materiellen Lage der Arbeiter und Bauern

Die Verbesserung der Lage der Arbeiter und Bauern in der UdSSR besteht „[…] erstens darin, dass die Arbeitslosigkeit überwunden und die Ungewissheit der Arbeiter über den morgigen Tag beseitigt ist. Sie besteht zweitens darin, dass nahezu die gesamte Bauernschaft durch den kollektivwirtschaftlichen Aufbau erfasst ist, wodurch der Differenzierung der Bauernschaft in Kulaken und arme Bauern Einhalt geboten und zugleich der Verelendung und dem Pauperismus im Dorfe ein Ende gemacht worden ist. [...]
Man verweigert den Arbeitslosen [in den kapitalistischen Ländern] die Nahrung, weil sie nicht bezahlen können, man verweigert ihnen ein Obdach, weil sie die Miete nicht zahlen können. Wovon und wo leben sie? Sie leben von dürftigen Brosamen, die von der Herren Tische fallen, sie wühlen in den Müllkästen, wo sie verfaulte Nahrungsmittelreste finden, sie leben in den Elendsquartieren der Großstädte, zumeist aber in elenden Hütten außerhalb der Stadt, die von den Arbeitslosen aus Kistenbrettern und Baumrinde notdürftig zusammengezimmert werden. Aber das ist noch nicht alles. Unter der Arbeitslosigkeit leiden nicht nur die Arbeitslosen. Auch die beschäftigten Arbeiter leiden unter ihr. Sie leiden deshalb, weil das Vorhandensein einer großen Zahl von Arbeitslosen für sie eine unsichere Lage im Betrieb, eine Ungewissheit über den morgigen Tag schafft. Heute arbeiten sie im Betrieb, doch sie sind nicht sicher, ob sie morgen beim Erwachen nicht erfahren, dass sie bereits entlassen sind.
“ (S. 176-177)

Wen erinnert diese Beschreibung der Lage der Arbeiterklasse in den Jahren der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 nicht an die Folgen der Elendsgesetze von Hartz I bis IV sowie die Geisel der Leiharbeit in der heutigen Zeit, in der der (Niedrig-)Lohn vielen Arbeiterfamilien zum Leben nicht ausreicht und die ergänzend mit Hartz IV Anträgen aufstocken müssen? Oder die vielen Leiharbeiterinnen und –arbeiter, die länger arbeiten müssen, weniger Lohn, Sozialleistungen, Urlaub usw. erhalten wie ihre fest angestellten Kollegen? Oder die erwerbslosen Arbeitslosengeld II Empfänger, die zu wenig Geld zum Leben (345,-- Euro im Monat, bald 5,-- Euro mehr) und zu viel zum Sterben bekommen? Oder an alle die „Bedürftigen“, die bei den Tafeln um abgelaufene Nahrungsmittel anstehen müssen, die aus den Abfällen der Billig-Discountermärkte stammen? Oder an die steigende Zahl der Obdachlosen hier in der BRD sowie die Slums in den Städten Lateinamerikas, Asiens und Afrikas oder die Gecekondus in den Großstädten der Türkei?

Dagegen erscheinen die Erfolge bei der Verbesserung der Lebenslage der Arbeiter und Bauern des ersten Fünfjahresplanes in der sozialistischen Sowjetunion wie ein heller Lichtstrahl:
„a) die Verdoppelung der Arbeiter und Angestellten in der Großindustrie im Ver-gleich mit dem Jahre 1928, was eine Übererfüllung des Fünfjahrplans um 57 Prozent ergibt;
b) das Anwachsen des Volkseinkommens – folglich das Anwachsen des Ein-kommens der Arbeiter und Bauern -, das im Jahre 1932 45,1 Milliarden Rubel erreicht hat, was eine Steigerung um 85 Prozent im Vergleich mit dem Jahre 1928 ergibt;
c) das Anwachsen des durchschnittlichen Jahreslohns der Arbeiter und Angestellten der Großindustrie um 67 Prozent im Vergleich mit dem Jahr 1928, was eine Übererfüllung des Fünfjahrplans um 18 Prozent ergibt;
d) das Anwachsen des Sozialversicherungsfonds um 292 Prozent im Vergleich mit dem Jahre 1928 [Â…];
e) die Erweiterung der Werkküchenverpflegung, von der mehr als 70 Prozent der Arbeiter der ausschlaggebenden Industriezweige erfasst sind, was eine Übererfüllung des Plans um 500 Prozent ergibt.
“ (S. 179)


Heraus zum Ersten Mai 2011!

Die www.secarts.org Redaktion bedankt sich bei Gen. Frieda Zopf für diese Gedanken zum 1. Mai 2001 und wünscht allen Lesern, Genossen und Freunden einen kämpferischen und frohen Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse!

Heraus zum Ersten Mai 2011!



Anmerkungen:
1 Die in Klammern angegeben Seitenzahlen beziehen sich auf J.W. Stalin, Die Ergebnisse des ersten Fünfjahresplans. Bericht am 7. Januar 1933. In: Stalin Werke Band 13, S.145-192, im Internet unter www.stalinwerke.de
2 Zahlen nach Stalin Werke, Band 13, S. 162-163

Literatur zum Weiterlesen:
  • J.W. Stalin, Die Ergebnisse des ersten Fünfjahresplans. Bericht am 7. Januar 1933. In: Stalin Werke, Band 13, S. 145-192, im Internet unter www.stalinwerke.de
  • Henri Barbusse, Stalin. Eine neue Welt, Berlin, Reprint 1996 (Henri Barbusse schreibt mit furchtloser Begeisterung von dem damals Neuen, das heute, von den Vertretern des Alten reaktionär verzerrt, als pure Geschichte erscheint. Doch für jeden, der sich nicht mit dem imperialistischen Gang der Barbarei abfinden will, ist dieses Buch genauso aktuell, wie bei seinem ersten Erscheinen. Im Internet unter www.stalinwerke.de)
  • M. Iljin, Fünf Jahre, die die Welt verändern. Erzählung vom großen Plan
  • Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD. Zentralkomitee, Weltwirt-schaftskrise. Der Imperialismus am Vorabend der proletarischen Revolution, München, 2010


 
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