Die Firma "Philipp Plein" ist ein aufstrebendes Mode- und Designlabel mit Sitz in der Schweiz. Der Gründer heißt Philipp Patrick Plein, ist gebürtiger Münchner - und seine
Webseite gibt Preis: die Erfolgsstory des Salem-Zöglings begann im Jahr 1998, zunächst mit exklusiv für Familie und Freunde gestalteten "
Luxusartikeln". Juwelen, Möbel und Mode kam später hinzu; im Sommer 2007 wurde die "
faszinierende PHILIPP-PLEIN-COUTURE line" der harrenden Öffentlichkeit vorgestellt.
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"F-U-C-K you China, Manufactured in Europe, produced and design by Philipp Plein" |
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Der aufstrebende Designer bedient sich unüblicher Methoden, um seinen Produkten die nötige Bekanntheit zu verschaffen: so zum Beispiel einem in einer limitierten, nur hundert Stück zählenden Auflage herausgebrachten T-Shirt, dass mit einem stilisierten "Chinesen" und dem Sprüchlein "
F-U-C-K you China - Manufactured in Europe. Produced and designed by Philipp Plein." wirbt. Das alles mag geschmacklos sein und rassistisch konnotiert; wäre der breiteren Öffentlichkeit aber kaum bekannt geworden, wenn nicht die "Deutsche Welle" am 09. Juli 2007 auf ihrer
Internetseite darüber berichtet hätte: nur chinesischsprachig, allerdings. Warum das deutsche Medium über diesen Fall nur in chinesischer Sprache schrieb, ist schleierhaft; zumindest aber trat die Seite damit eine Welle der Empörung los: in
diversen Foren, in denen vor allem in Deutschland lebende Chinesen miteinander kommunizieren, wurde die Geschichte aufgegriffen und mit berechtigter Wut kommentiert: Boykottaufrufe,
Unterschriftensammlungen vor dem Bremer Laden "KULT", der diese T-Shirts im Angebot hat, und eine
Anti-Philipp-Plein-Webseite waren die Folge.
Die Internetseite
www.fuck-you-philipp-plein.net/ veröffentlichte unterdessen ein (unbestätigtes) Antwortschreiben der Firma "Philipp Plein", in dem der Fall "richtiggestellt" worden sein soll. Dort heißt es unter anderem: "
The PHILIPP PLEIN Int. AG company would like to explain what lies behind this abbreviation and give the following statement: f.u.c.k.u.china stands for “the fascinating & urban collection: kiss you China ”." Im chinesischsprachigen Forum
www.dolc.de lautet die Antwort darauf: "
Besonders fasziniert sind wir von Ihrer Erklärung. Laut Ihrer E-Mail sollte dieser von uns kritisierte Aufdruck "f.u.c.k.u.china" eigentlich für den Satz "the fascinating & urban collection: kiss you China" als Abkürzung stehen anstatt eine Beleidigung für China und unser Volk darzustellen. Es tut uns schrecklich Leid, dass wir so eine humorvolle und schöne Idee von Ihnen falsch interpretiert haben. Dank Ihrer Erklärung haben wir sowie auch alle anderen Chinesen endlich eine Gelegenheit bekommen, unsere Englischkenntnisse hier in Deutschland zu verbessern. [...] Zum Ende haben wir noch eine Anregung für Sie zur Promotion Ihrer Marke. Da wir von Ihrer F.U.C.K.U.- Idee so fasziniert sind, finden wir es zu schade, dass sich die ganze Collection nur auf China-Shirts beschränkt. Wir glauben, eine neue Serie von dieser genialen Collection, wie z. B. ein T-Shirt mit Ihrem Namen - "F.U.C.K.U. Philipp Plein", würde Sie bei den Kunden in der ganzen Welt noch bekannter werden lassen und Ihnen weltweit einen sicherlich guten Ruf bringen."
Viel Aufregung um nichts, also? Das "
f-u-c-k" heißt in Wirklichkeit "
die faszinierende und städtische Kollektion: Kiss you, China"? Dies mag dahingestellt sein. Der nächste Satz "
hergestellt in Europa" legt nahe, wie man die Botschaft auch verstehen könnte: gegen die "Billigimporte", die "chinesische Textilschwemme", setzt ein auf exklusiv machender, aufstrebender Modedesigner mit Standortargumenten: in
good old Europe wird produziert; der Preis von 69,90 Euro kommt so also auch dem Erhalt "unserer Arbeitsplätze" zugute. Damit wäre dann endgültig das Stammtischniveau erreicht: anbiedernd an eine breite, seit Jahren die deutschen Medien dominierende Zweckhetze gegen China würde so mit dumpfen (und ökonomisch falschen!) Sprüchen Stimmung gemacht: vorgeblich gegen ausländische Produkte, letztendlich gegen ein ganzes Land mit über 1,4 Milliarden Einwohnern.
Warum die üblichen Standortargumente falsch und verlogen sind? Ganz einfach:
- Es sind nicht zuletzt deutsche Firmen, die in der Volksrepublik China auf Dumpingniveau produzieren, den chinesischen Markt mit deutschen Produkten überschwemmen und so riesige Gewinne einfahren - auf deutsche Konten, und nicht auf chinesische. Deutschland ist mittlerweile der größte europäische Handelspartner der VR China , weltweit der viertgrößte, der chinesische Absatzmarkt ist nach den USA der zweitgrößte und –wichtigste für die BRD (außerhalb Europas); alleine die deutschen Direktinvestitionen beliefen sich bis 2005 auf über 12 Milliarden US-$.
- Dies alles macht China längst zu einer unverzichtbaren Größe für die deutsche Wirtschaft, und solange daran ausschließlich saftig verdient werden konnte, war das auch kein Problem. Doch unterdessen kippt das Verhältnis ein wenig; die Handelsbilanz sieht längst nicht mehr so erfreulich aus: hier erwirtschaftet die BRD mit Importen im Wert von rund 40 Milliarden Euro aus der VR China gegenüber 21 Milliarden Euro Export nach China ein Handelsdefizit von rund 18,5 Milliarden Euro – im Jahr.
- Insbesondere der deutsche "Mittelstand", der China vor wenigen Jahren noch als ökonomisches Wunderland ausgerufen hatte, bekommt es unterdessen mit der Angst zu tun: die einstigen billigen Lieferanten und guten Abnehmer sind mittlerweile auf die - völlig vermessene - Idee gekommen, selbst herzustellen und ins Ausland zu exportieren. Solange sich andere Länder dagegen sperren, deutsche Waren abzunehmen, wird hierzulande von "Diktatur", "Planwirtschaft", "Unflexibilität" und "Autarkie" geschrieen; wenn andere Länder nach Deutschland exportieren wollen, wird dagegen mit billigsten Parolen Stimmung gemacht:
- Dazu gehört insbesondere das "Standort-Argument", das kurz zusammengefasst so lautet: Wenn wir hier nicht billiger produzieren können, müssen unsere Unternehmen - samt Arbeitsplätzen - ins Ausland abwandern, um nicht Bankrott zu gehen. Also muss hier billiger produziert - sprich: Löhne gesenkt - werden, um der Konkurrenz begegnen zu können. Der Buhmann für die allfälligen Lohnkürzungen ist in diesem Falle nicht der deutsche Unternehmer, der völlig uneigennützig nur an das Wohl seiner Beschäftigten denkt, sondern das böse Billigausland - so werden deutsche und ausländische Arbeiter gegeneinander ausgespielt; der Profiteur der Einsparwellen hält sich fein raus.
- Nennen wir es beim Namen: das Wohl und Wehe "unserer" Unternehmer hat uns nur dann zu interessieren, wenn wir selbst zu ihnen gehören. Da dies nur in den allerwenigsten Fällen so sein dürfte, wäre ein wenig Nachdenken angebracht: was kann der chinesische/indische/afrikanische Arbeiter dafür, dass unsere Konzernbosse "sparen", also mehr verdienen wollen, und deswegen hier die Löhne senken und gleichzeitig ins Billiglohn-Ausland anbwandern? Oder, andersherum: retten wir unsere vor der Streichung bedrohten Jobs, wenn wir die Übeltäter im Ausland suchen, anstatt unseren "Arbeitgebern" mit Streiks die Hölle heiß zu machen? Heute läuft es in aller Regel andersherum: selbst die Gewerkschaften, die doch ein originäres Interesse daran haben sollten, die Arbeiter vor der nationalen wie internationalen Spaltung zu bewahren, satteln unter dem Druck der "Sachzwänge" auf den "Standort Deutschland" um - in schlechter Erinnerung bleibt die unsägliche "Heuschrecken-Kampagne", die von der IG Metall unverfroren übernommen wurde.
All dies unterstelle ich "Philipp Plein" selbstverständlich nicht; denn Beweise für einen derartigen Gedankengang im Großhirn des Chefdesigners habe ich keine. Doch die T-Shirts sind nach wie vor frei erhältlich; die Firma "Philipp Plein" und der Modeladen "KULT", die längst wissen, dass ihre reizende "kiss you, China"-Idee gründlich mißverstanden worden sein könnte, haben bisher keine Konsequenzen gezogen, um ihre
wahre Intention auf möglicherweise besser verständlichem Wege deutlich zu machen. So fühlen sich nicht nur viele in Deutschland lebende Chinesen, die mit derartigen Sprüchen in deutschen Schaufenstern konfrontiert werden, beleidigt und in ihrer Würde verletzt; auch jedem ehrlichen Menschen deutscher Nationalität sollte beim Anblick dessen speiübel werden. Nicht genug, dass viele Ausländer in vielen Teilen dieses Landes schon längst in Todesangst vonr Neonaziangriffen leben müssen; nicht genug, dass rassistische Sprüche in der BILD-"Zeitung" und in deutschen Fußballstadien längst normal geworden sind; nicht genug, dass deutsche Spitzenpolitiker mit an die Nazizeit gemahnenden Tiermetaphern ("Heuschreckenschwärme") die unsäglich falsche Trennung in "raffendes" und "schaffendes" Kapital, mit der schon die deutschen Faschisten auf Stimmenfang gegangen sind, wieder aufleben lassen: nun also auch die "deutsche Einkaufalternative" für Modebewußte mit Nationalstolz, die sich von China bedroht fühlen...
Wir haben die Firma "Philipp Plein" vorab um keine Stellungnahme zu diesem Fall gebeten; wir verzichten auf die Erkenntnis, ob das "f-u-c-k you China" in Wahrheit ein "kiss you China" sein sollte, nur zum internationalen Beischlaf aufrief oder sonst irgendeine Bedeutung hatte, die wir nicht erkennen konnten. Es genügt, dass sich Chinesen in Deutschland durch einen derartigen Spruch beleidigt fühlen, um daraus die Konsequenz und Notbremse zu ziehen:
- Einstellung der Produktion und des Verkaufs dieses T-Shirts.
- öffentliche Entschuldigung durch Hersteller und alle Weiterverkäufer dieses T-Shirts.
- Dokumentierung und Entschuldigung auf der Webseite des Herstellers, www.philipp-plein.com.Und solange dies nicht geschieht:
- Boykott von Philipp Plein, dem Modegeschäft "Kult" und allen weiteren Verkaufstellen!