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•NEUES THEMA27.10.2022, 23:16 Uhr
EDIT: FPeregrin
27.10.2022, 23:26 Uhr
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• Zum 110. Geburtstag von M.-C. Vaillant-Couturier
jW morgen:
Vor 110 Jahren
Ein Leben im Kampf
Geburtstag von Marie-Claude Vaillant-Couturier: Reporterin, Kommunistin und Widerstandskämpferin
Von Florence Hervé
Sie hatte mehr als sieben Leben, so unterschiedlich wie ihre Beinamen, verbunden mit dem roten Faden der Sehnsucht nach Freiheit und Gleichheit und der Solidarität. Marie-Claude Vaillant-Couturier, der zwei neue Biographien im vergangenen Jahr gewidmet wurden, ist die bekannteste kommunistische Widerstandskämpferin in Frankreich. Sie wurde vor 110 Jahren geboren.
Vaillant-Couturier stammte aus dem gehobenen Bildungsbürgertum. Die Familie verkehrte in der Künstleravantgarde, in literarischen und linken Kreisen. Der Vater, Lucien Vogel, war ein bekannter Großverleger, Herausgeber der Illustrierten Vu und der Modezeitschrift Vogue. Die Mutter, Cosette de Brunhoff, war die erste Chefredakteurin der Vogue France (1920).
Nach dem Abitur Sprachaufenthalt in einem Dresdner Internat und Besuch der Berliner Akademie der schönen Künste. Mit 18 Jahren stand Vaillant-Couturier Modell für Vogue und wurde Reporterin für die Publikumszeitschrift Vu. Die »junge Dame mit der Rolleiflex« (Mittelformatkamera) signierte nun unter den Namen Marivo, Clairette oder Marie Luca. Sie berichtete bereits 1933 über den Aufstieg Nazideutschlands und veröffentlichte Bilder der KZ Oranienburg und Dachau, die sie mit versteckter Kamera aufgenommen hatte. Später schrieb sie als Reporterin für L’Humanité über den Spanischen Krieg und die Internationalen Brigaden. Da war sie schon der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) beigetreten, gemeinsam mit Danielle Casanova, Mitgründerin der Feministischen Union junger Frauen (UJFF). Im September 1937 hatte sie Paul Vaillant-Couturier geheiratet, den legendären Mitgründer der PCF und Chefredakteur von L’Humanité – im Oktober desselben Jahres verstarb er plötzlich.
Nach dem Verbot der PCF 1939 arbeitete Vaillant-Couturier weiter für L’Humanité, nun im Untergrund. Als die Wehrmacht 1940 einmarschierte, ging sie in die Résistance – Deckname: Mavet. Sie war Verbindungsagentin zwischen der PCF-Leitung, den Intellektuellen und den bewaffneten »Freischärlern und Partisanen« (FTP), koordinierte den zivilen und militärischen Widerstand. 1942 wurde sie von den auf Kommunistenjagd spezialisierten Sonderbrigaden der Kollaborationsregierung inhaftiert und der Gestapo ausgeliefert. Beim Verhör im Prison de la Santé verweigerte sie jegliche Information und wurde am 24. Januar 1943 ins KZ Auschwitz deportiert. Bei ihrer Ankunft sangen die 230 Frauen des Konvois die Marseillaise. Nur 49 kehrten zurück.
Vaillant-Couturier war nun aktiv im illegalen Internationalen Häftlingskomitee. Mittlerweile im KZ Ravensbrück inhaftiert, übernahm sie 1944 die Leitung der französischen Résistance nach dem Tod Casanovas und konnte noch manches Leben im Krankenrevier retten. Sie überlebte, blieb nach der Befreiung noch zwei Monate im KZ, um die Kranken und Sterbenden zu pflegen. Über das erlebte Grauen sagte Vaillant-Couturier 1946 als erste Frau in den Nürnberger Prozessen aus. Im Zeugenstand beschrieb sie akribisch die Entwürdigung, die Folter, die Judentransporte, die Qualen ihrer Mitgefangenen, die Zwangssterilisationen und die Vergasung.
Nach der Befreiung heiratete sie den bekannten Widerstandskämpfer Pierre Villon (Pseudonym für Roger Ginsburger), der 1943 einer der Initiatoren des Koordinierungskomitees der Résistance (CNR) war. Sie mischte sich in die Politik ein als eine der ersten weiblichen Abgeordneten und als Vizepräsidentin der Nationalversammlung. Dort setzt sie sich unter anderem für die Unverjährbarkeit der Nazikriegsverbrechen ein, gegen Kolonialismus und für Frauenrechte.
Und sie blieb Aktivistin: als Vizepräsidentin der Union französischer Frauen (heute Femmes solidaires). Als Generalsekretärin der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (FDIF) zog sie im Zuge des Kalten Kriegs 1951 von Paris nach Ostberlin um, wo sie bis 1954 lebte. Als Präsidentin der Vereinigung »Fondation pour la Mémoire de la Déportation« widmet sie sich ab 1990 bis zu ihrem Tod im Dezember 1996 dem Gedenken an die Deportationen.
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Vor 110 Jahren
Ein Leben im Kampf
Geburtstag von Marie-Claude Vaillant-Couturier: Reporterin, Kommunistin und Widerstandskämpferin
Von Florence Hervé
Sie hatte mehr als sieben Leben, so unterschiedlich wie ihre Beinamen, verbunden mit dem roten Faden der Sehnsucht nach Freiheit und Gleichheit und der Solidarität. Marie-Claude Vaillant-Couturier, der zwei neue Biographien im vergangenen Jahr gewidmet wurden, ist die bekannteste kommunistische Widerstandskämpferin in Frankreich. Sie wurde vor 110 Jahren geboren.
Vaillant-Couturier stammte aus dem gehobenen Bildungsbürgertum. Die Familie verkehrte in der Künstleravantgarde, in literarischen und linken Kreisen. Der Vater, Lucien Vogel, war ein bekannter Großverleger, Herausgeber der Illustrierten Vu und der Modezeitschrift Vogue. Die Mutter, Cosette de Brunhoff, war die erste Chefredakteurin der Vogue France (1920).
Nach dem Abitur Sprachaufenthalt in einem Dresdner Internat und Besuch der Berliner Akademie der schönen Künste. Mit 18 Jahren stand Vaillant-Couturier Modell für Vogue und wurde Reporterin für die Publikumszeitschrift Vu. Die »junge Dame mit der Rolleiflex« (Mittelformatkamera) signierte nun unter den Namen Marivo, Clairette oder Marie Luca. Sie berichtete bereits 1933 über den Aufstieg Nazideutschlands und veröffentlichte Bilder der KZ Oranienburg und Dachau, die sie mit versteckter Kamera aufgenommen hatte. Später schrieb sie als Reporterin für L’Humanité über den Spanischen Krieg und die Internationalen Brigaden. Da war sie schon der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) beigetreten, gemeinsam mit Danielle Casanova, Mitgründerin der Feministischen Union junger Frauen (UJFF). Im September 1937 hatte sie Paul Vaillant-Couturier geheiratet, den legendären Mitgründer der PCF und Chefredakteur von L’Humanité – im Oktober desselben Jahres verstarb er plötzlich.
Nach dem Verbot der PCF 1939 arbeitete Vaillant-Couturier weiter für L’Humanité, nun im Untergrund. Als die Wehrmacht 1940 einmarschierte, ging sie in die Résistance – Deckname: Mavet. Sie war Verbindungsagentin zwischen der PCF-Leitung, den Intellektuellen und den bewaffneten »Freischärlern und Partisanen« (FTP), koordinierte den zivilen und militärischen Widerstand. 1942 wurde sie von den auf Kommunistenjagd spezialisierten Sonderbrigaden der Kollaborationsregierung inhaftiert und der Gestapo ausgeliefert. Beim Verhör im Prison de la Santé verweigerte sie jegliche Information und wurde am 24. Januar 1943 ins KZ Auschwitz deportiert. Bei ihrer Ankunft sangen die 230 Frauen des Konvois die Marseillaise. Nur 49 kehrten zurück.
Vaillant-Couturier war nun aktiv im illegalen Internationalen Häftlingskomitee. Mittlerweile im KZ Ravensbrück inhaftiert, übernahm sie 1944 die Leitung der französischen Résistance nach dem Tod Casanovas und konnte noch manches Leben im Krankenrevier retten. Sie überlebte, blieb nach der Befreiung noch zwei Monate im KZ, um die Kranken und Sterbenden zu pflegen. Über das erlebte Grauen sagte Vaillant-Couturier 1946 als erste Frau in den Nürnberger Prozessen aus. Im Zeugenstand beschrieb sie akribisch die Entwürdigung, die Folter, die Judentransporte, die Qualen ihrer Mitgefangenen, die Zwangssterilisationen und die Vergasung.
Nach der Befreiung heiratete sie den bekannten Widerstandskämpfer Pierre Villon (Pseudonym für Roger Ginsburger), der 1943 einer der Initiatoren des Koordinierungskomitees der Résistance (CNR) war. Sie mischte sich in die Politik ein als eine der ersten weiblichen Abgeordneten und als Vizepräsidentin der Nationalversammlung. Dort setzt sie sich unter anderem für die Unverjährbarkeit der Nazikriegsverbrechen ein, gegen Kolonialismus und für Frauenrechte.
Und sie blieb Aktivistin: als Vizepräsidentin der Union französischer Frauen (heute Femmes solidaires). Als Generalsekretärin der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (FDIF) zog sie im Zuge des Kalten Kriegs 1951 von Paris nach Ostberlin um, wo sie bis 1954 lebte. Als Präsidentin der Vereinigung »Fondation pour la Mémoire de la Déportation« widmet sie sich ab 1990 bis zu ihrem Tod im Dezember 1996 dem Gedenken an die Deportationen.
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