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•NEUES THEMA29.03.2017, 18:00 Uhr
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Bekenntnis zum MilitÀr
Die "ErklĂ€rung von Rom", die am Samstag von den Staats- und Regierungschefs der EU-27 (ohne GroĂbritannien) und von den PrĂ€sidenten des EuropĂ€ischen Rats, des Europaparlaments und der EuropĂ€ischen Kommission unterzeichnet wurde, bekrĂ€ftigt wie erwartet die Absicht, in der Weltpolitik kĂŒnftig offensiver aufzutreten - dies auch mit militĂ€rischen Mitteln. "Einzeln wĂŒrden wir durch die globale Dynamik an den Rand gedrĂ€ngt", heiĂt es in dem Papier; deshalb werde man die EU binnen zehn Jahren so verĂ€ndern, dass sie "willens und in der Lage ist, eine entscheidende Rolle in der Welt zu spielen". Dazu gelte es nun insbesondere, "eine stĂ€rker wettbewerbsfĂ€hige und integrierte Verteidigungsindustrie zu schaffen" und sich offen "zur StĂ€rkung" der "gemeinsamen Sicherheit und Verteidigung" zu bekennen. Weil mehrere EU-Mitglieder - darunter Polen und die baltischen Staaten, aber auch die Niederlande - vor allem mit Blick auf die Berliner Dominanz in der EU weiterhin auch der NATO eine starke Bedeutung beimessen, ist das transatlantische KriegsbĂŒndnis explizit in die ErklĂ€rung aufgenommen worden, allerdings in einer einschrĂ€nkenden Formulierung: Demnach wolle man kĂŒnftig "auch" in "Zusammenarbeit und KomplementaritĂ€t mit der Nordatlantikvertrags-Organisation" vorgehen.1 Die PrioritĂ€t liegt bei der EU.
Von der Rhetorik zur Praxis
WĂ€hrend die EU ihren Militarisierungswillen bekrĂ€ftigt, machen Berliner Regierungsberater weiter Druck, um die HochrĂŒstung der Union zu beschleunigen. So heiĂt es in einem Ende vergangener Woche publizierten Text der Deutschen Gesellschaft fĂŒr AuswĂ€rtige Politik (DGAP), zwar sei die jĂŒngste "Rhetorik" in puncto Ausbau der EU-MilitĂ€rpolitik "beeindruckend". Doch realisiere BrĂŒssel die angekĂŒndigten Schritte nicht schnell und nicht energisch genug: "Je mehr es um die Umsetzung der starken Verteidigungsrhetorik geht", umso mehr konzentriere sich die EU "auf die kleinsten vorhandenen StellrĂ€dchen".2 "Worte ĂŒber StĂ€rke und Verantwortung beeindrucken weder Moskau noch Washington", heiĂt es weiter bei der DGAP: Man mĂŒsse nun vielmehr umfassende praktische AktivitĂ€ten entfalten. Der Think-Tank plĂ€diert fĂŒr eine neue deutsch-französische Initiative zur Umsetzung der seit dem vergangenen Sommmer geplanten MaĂnahmen3: "Zusammen machen Deutschland und Frankreich ca. 40% der KapazitĂ€ten in Verteidigung und RĂŒstung in der EU aus. Deshalb mĂŒssen beide nach den PrĂ€sidentschaftswahlen in Frankreich ein Zeichen setzen, dass es mit diesem Thema weitergeht in der EU - und wie."
Eine Europa-Division
Die DGAP prĂ€sentiert einen ersten konkreten Vorschlag und plĂ€diert dabei fĂŒr "ein gemeinsames Verteidigungsprogramm fĂŒr die nĂ€chste Dekade in den Bereichen EinsĂ€tze, Beschaffung, FĂ€higkeiten und TerrorismusbekĂ€mpfung".4 Es soll von Berlin und Paris "mit ca. 40 Mrd. Euro ausgestattet" werden; damit könne es "eine erhebliche Ausstrahlung" entfalten - "fĂŒr die EU und darĂŒber hinaus". FĂŒr die Bundesrepublik biete es sich zudem an, rĂ€t die DGAP, die bisherigen Initiativen der Bundeswehr zur Einbindung ganzer Truppenteile fremder Staaten fortzusetzen. Im Rahmen ihrer Kooperation mit den niederlĂ€ndischen StreitkrĂ€ften hat die Bundeswehr mittlerweile zwei Drittel von deren HeeresverbĂ€nden in eigene Einheiten integriert; zudem beginnt sie, jeweils eine tschechische und eine rumĂ€nische Brigade in deutsche Divisionen einzubinden (german-foreign-policy.com berichtete5). Deutschland könnte "den Aufbau einer europĂ€ischen Formation, einer Art Europa-Division, anstoĂen", heiĂt es nun bei der DGAP: Es könne "eine weitere Division aufstellen, ca. 20.000 Soldaten, schrittweise bis 2020" - "und den europĂ€ischen Partnern anbieten, sich in diesen Verband einzubringen".
Verfechter einer europÀischen Armee
Zustimmung dazu hat am Wochenende der ungarische AuĂenminister PĂ©ter SzijjĂĄrtĂł geĂ€uĂert. Er könne sich sehr gut vorstellen, "dass wir noch mehr multinationale Einheiten aufstellen", erklĂ€rt SzijjĂĄrtĂł. Voraussetzung sei allerdings, dass die Entscheidungsgewalt ĂŒber die EinsĂ€tze der neuen Truppen in letzter Instanz bei den Nationalstaaten verbleibe; auĂerdem mĂŒsse "die europĂ€ische Verteidigung im Rahmen der transatlantischen Strukturen" gestĂ€rkt werden.6 Halte man sich an diese Bedingungen, dann zĂ€hlt Ungarn seinem AuĂenminister zufolge "zu den entschiedensten Verfechtern einer gemeinsamen europĂ€ischen Armee".
Kriegsfinanzierung aus BrĂŒssel
Druck, weitere TruppenbeitrĂ€ge zu leisten, kommt nicht nur aus Berlin, sondern zunehmend auch aus dem Europaparlament. Dort ist am 16. MĂ€rz - mit Blick auf den EU-JubilĂ€umsgipfel vom Samstag - eine Resolution zur AuĂen- und MilitĂ€rpolitik verabschiedet worden, die unter anderem fordert, im militĂ€rischen Bereich "weitere multinationale europĂ€ische Strukturen" aufzubauen.7 Um die Bereitschaft dazu zu fördern, plĂ€diert das Parlament dafĂŒr, die Union solle "sĂ€mtliche Kosten der EU-GefechtsverbĂ€nde tragen ..., die in der Vorbereitungsphase, der Bereitschaftsphase und der Nachbereitungsphase entstehen". ErgĂ€nzend spricht es sich nicht nur dafĂŒr aus, "eine Ratsformation der Verteidigungsminister" unter dem Vorsitz der EU-AuĂenbeauftragten, Federica Mogherini, zu etablieren, um die gemeinsame AuĂen- und MilitĂ€rpolitik "zu koordinieren und sie effizienter zu gestalten". Zudem sei "die Erhöhung der nationalen Verteidigungsausgaben auf 2% des BIP der EU ... unerlĂ€sslich", heiĂt es weiter in der EntschlieĂung; dies bedeute, "dass bis zum Ende des nĂ€chsten Jahrzehnts zusĂ€tzliche Ausgaben in Höhe von fast 100 Mrd. EUR fĂŒr Verteidigungszwecke getĂ€tigt werden".8 Man "freue" sich nun "auf konkrete VorschlĂ€ge" fĂŒr die Umsetzung der Vorhaben, Ă€uĂert der Ko-Berichterstatter des Europaparlaments zu der Resolution, Michael Gahler (CDU).9
"Zu unserem GlĂŒck"
WĂ€hrend Berlin und BrĂŒssel auf die konkrete Realisierung der PlĂ€ne zum Aufbau "europĂ€ischer" StreitkrĂ€fte dringen, hat die "ErklĂ€rung von Rom" am Samstag die ĂŒblichen Propagandaphrasen, mit denen die Militarisierung der Union abgefedert wird, wiederholt. Darin ist von einer "Gemeinschaft des Friedens, der Freiheit, der Demokratie" und "der Menschenrechte" die Rede. Schon ein kurzer Blick etwa auf die in der EU grassierende Armut10, auf die militĂ€rische Abschottung der EU-AuĂengrenzen oder eben auf die Militarisierung der Union wĂŒrde offenlegen, was sich tatsĂ€chlich hinter den WorthĂŒlsen der "ErklĂ€rung von Rom" verbirgt. "Wir versprechen, unseren BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern zuzuhören, wenn sie ihre Anliegen zum Ausdruck bringen, und auf diese Anliegen einzugehen", heiĂt es hingegen in dem Dokument: "Wir sind zu unserem GlĂŒck vereint. Europa ist unsere gemeinsame Zukunft."11
Anmerkungen:
1 ErklÀrung von Rom. 25. MÀrz 2017.
2 Christian Mölling: Europa - wo sind deine Legionen? Gut gemeinte Rhetorik reicht in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht aus. DGAPstandpunkt Nr. 4, MÀrz 2017.
3 S. dazu Die EuropÀische Kriegsunion Link ...jetzt anmelden!' target='blank und Die EuropÀische Kriegsunion (II) Link ...jetzt anmelden!' target='blank.
4 Christian Mölling: Europa - wo sind deine Legionen? Gut gemeinte Rhetorik reicht in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht aus. DGAPstandpunkt Nr. 4, MÀrz 2017.
5 S. dazu Unter deutschem Kommando Link ...jetzt anmelden!' target='blank.
6 Ungarn fĂŒr europĂ€ische Armee. Link ...jetzt anmelden! 26.03.2017.
7, 8 EntschlieĂung des EuropĂ€ischen Parlaments vom 16. MĂ€rz 2017 zu dem Thema "VerfassungsmĂ€Ăige, rechtliche und institutionelle Auswirkungen einer Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik: Möglichkeiten aufgrund des Vertrags von Lissabon" (2015/2343(INI)).
9 Verteidigung: Parlament fordert Mitgliedsstaaten auf, ihre KrĂ€fte zu bĂŒndeln. Link ...jetzt anmelden! 16.03.2017.
10 S. dazu EuropÀische Zwillinge Link ...jetzt anmelden!' target='blank.
11 ErklÀrung von Rom. 25. MÀrz 2017.
#bundeswehr #dgap #euroaeischeunion #imperialismus #nato
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Auf Augenhöhe
Rainer
• 21.02.2017
Deutschland in Fesseln
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Vor der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz* fordert der deutsche AuĂenminister ein BĂŒndnis "auf Augenhöhe" mit den Vereinigten Staaten. Da "Amerika" nicht "FĂŒhrungsmacht bleiben kann [!] und will", solle die EU nun ...more

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BERLIN (08.01.2010) - Politikberater aus dem Berliner Establishment fordern die Bundesregierung zu einer offensiveren globalen Macht- und MilitÀrpolitik auf. Deutschland nehme beim weltweiten Ausgreifen allzu stark...more
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• 11.01.2010