Das diesjähriÂge FoÂrum der WAPE in HaÂnoi war AnÂlass und VerÂpflichÂtung, uns mit den akÂtuÂelÂlen ErÂeigÂnisÂsen im „Ost-Meer“ (im inÂterÂnaÂtioÂnaÂlen SprachÂgeÂbrauch meist als „SüdchiÂneÂsiÂsches Meer“ beÂzeichÂnet), aber auch mit der GeÂschichÂte VietÂnams wieÂder zu beÂfasÂsen.
Der Auslöser für die jüngsÂten AusÂeinÂanÂderÂsetÂzunÂgen um die PaÂraÂcel-InÂseln (vietÂnaÂmeÂsisch Hoà ng Sa, chiÂneÂsisch XiÂsha Qúndao)
1 im Ost-Meer war die BeÂfesÂtiÂgung eiÂner Öl-BohrÂplattÂform in von der SoÂziaÂlisÂtiÂschen ReÂpuÂblik (SR) VietÂnam und der VolksÂreÂpuÂblik (VR) ChiÂna beÂanÂspruchÂten GeÂbieÂten im OsÂten. ObÂwohl es im Ost-Meer auch zwiÂschen anÂdeÂren StaaÂten ZuÂsamÂmenstöße geÂgeÂben hat, ist in den MeÂdiÂen hier die Rede vor alÂlem von den StreiÂtigÂkeiÂten zwiÂschen den beiÂden soÂziaÂlisÂtiÂschen Ländern.
Wir werÂden zunächst die völkerÂrechtÂliÂchen AsÂpekÂte der FraÂge beÂhanÂdeln. Es folgt ein EinÂblick in die EinÂmiÂschungsÂverÂsuÂche des ImÂpeÂriaÂlisÂmus in die inÂneÂren AnÂgeÂleÂgenÂheiÂten VietÂnams und wie die westÂliÂchen ÖlkonÂzerÂne in dieÂsem KonÂflikt inÂvolÂviert sind. Äußere FakÂtoÂren können aber nur aufÂgrund inÂneÂrer VorÂausÂsetÂzunÂgen wirÂken. DesÂweÂgen zeiÂgen wir schlagÂlichtÂarÂtig inÂneÂre WiÂdersprüche der beiÂden soÂziaÂlisÂtiÂschen Länder und die sich darÂaus erÂgeÂbenÂden AnknüpfungsÂpunkÂte für den ImÂpeÂriaÂlisÂmus. Am Schluss geÂhen wir auf die AufÂgaÂben bei der Lösung des KonÂflikts ein.
Die Auseinandersetzungen um die InselnHinÂter der AusÂeinÂanÂderÂsetÂzung um die InÂseln steÂhen jeÂdoch komÂpliÂzierÂte, völkerÂrechtÂliÂche ProÂbleÂme, wie sie nicht zuÂletzt durch die UNÂCLOS, die „UN-KonÂvenÂtiÂon über das SeeÂrecht“, geÂschafÂfen wurÂden. Der VorÂsitÂzenÂde der „GeÂsellÂschaft für die FreundÂschaft zwiÂschen den Völkern in der BunÂdesÂreÂpuÂblik DeutschÂland und der SoÂziaÂlisÂtiÂschen ReÂpuÂblik VietÂnam“, Prof. Günter GieÂsenÂfeld, schreibt hierÂzu:
„Im JahÂre 1982 wurÂde, nach DeÂbatÂten, die fast ein JahrÂzehnt lang dauÂerÂten, die ‚United NaÂtiÂons ConÂvenÂtiÂon on the Law of the Sea‘ (UNÂCLOS) beÂschlosÂsen und trat in Kraft. AufÂgrund dieÂser VerÂeinÂbaÂrung wurÂde seitÂdem ein großer Teil der ‚HoÂhen See‘, also der MeeÂre fern alÂler Küsten, aufÂgeÂteilt und NaÂtioÂnen und StaaÂten zuÂgeÂwieÂsen in Form von ‚ExÂkluÂsiÂven WirtÂschaftsÂzoÂnen‘ (EEZ), in deÂnen dieÂse StaaÂten dann speÂziÂelÂle RechÂte ausüben können, von deÂnen das wichÂtigsÂte ein QuaÂsi-EiÂgenÂtumsÂrecht an den dort beÂfindÂliÂchen FischÂvorräten und an alÂlen offÂshore vorÂkomÂmenÂden BoÂdenschätzen ist. Nicht berückÂsichÂtigt von dieÂser ‚PriÂvaÂtiÂsieÂrungsÂakÂtiÂon‘ im inÂterÂnaÂtioÂnaÂlen AusÂmaß ist der SchiffsÂverÂkehr, der weiÂterÂhin unÂbeÂgrenzt sein soll, mit AusÂnahÂme der beÂreits gültiÂgen naÂtioÂnaÂlen KüstenÂgeÂbieÂte. DieÂse EEZ können sich um bis zu 650 km jenÂseits der bisÂher schon geschützÂten ‚terÂriÂtoÂriaÂlen Gewässer erÂstreÂcken, woÂmit sich prakÂtisch die terÂriÂtoÂriaÂle AusÂdehÂnung eiÂnes LanÂdes um dieÂse DisÂtanz verÂgrößert. Es war eine drasÂtiÂsche VerändeÂrung, durch die die ‚Hohe See‘ stark schrumpfÂte und beÂstimmÂte Länder das Glück hatÂten, wichÂtiÂge SeeÂgeÂbieÂte vor ihÂrer Küste oder weit entÂfernÂte InÂseln in ihÂren BeÂsitz brinÂgen zu können, was vor alÂlem früheÂren imÂpeÂriaÂlen MächÂten wie FrankÂreich und EngÂland zuÂguÂte kam, die aus ihÂren KoÂloÂniÂalÂreiÂchen abÂgeÂleÂgeÂne InÂseln über die Zeit der DeÂkoÂloÂniÂsaÂtiÂon hinÂweg retÂten konnÂten. Â… Die VerÂeinÂbaÂrung gab mit eiÂnem Mal den am Meer lieÂgenÂden StaaÂten die Verfügung über 38 Mio sm² frei, d.h. über 87 ProÂzent alÂler beÂkannÂten und verÂmuÂteÂten ÖlreÂserÂven soÂwie fast sämtÂliÂcher ReÂserÂven an MiÂneÂraÂliÂen. Die USA, die nach der neuÂen ReÂgeÂlung AnÂspruch auf ausÂgeÂdehnÂte EEZ auf drei OzeaÂnen soÂwie im Golf von MeÂxiÂko und der KaÂriÂbik hätten, haÂben das AbÂkomÂmen bisÂher nicht raÂtiÂfiÂziert, wahrÂscheinÂlich aus der beÂkannÂten Furcht herÂaus, irÂgendÂwelÂche KomÂproÂmisÂse einÂgeÂhen zu müssen und sich inÂterÂnaÂtioÂnaÂlen GeÂsetÂzen zu unÂterÂwerÂfen. Â… [Im asiaÂtiÂschen Raum] lieÂgen die verÂschieÂdeÂnen MeeÂresÂanÂraiÂner so nahe beiÂeinÂanÂder, dass die jeÂweiÂliÂgen Â… Ansprüche beÂgrenzt werÂden müssen. Die UNÂCLOS bieÂtet dafür keiÂne VerÂfahÂrensÂreÂgeln an und geht daÂvon aus, dass die inÂterÂesÂsierÂten StaaÂten das unÂterÂeinÂanÂder reÂgeln. Wenn man die KarÂte beÂtrachÂtet, wird deutÂlich, dass vor alÂlem JaÂpan durch die neue ReÂgeÂlung begünsÂtigt würde, wenn sie in höchstmögliÂchem AusÂmaß anÂgeÂwenÂdet würde. JaÂpan würde dann im NordÂpaÂziÂfik und im NordÂwestÂpaÂziÂfik ausÂgeÂdehnÂte SeeÂgeÂbieÂte zuÂfalÂlen. ChiÂna ist demÂgeÂgenüber durch seiÂne geoÂgraÂphiÂsche Lage beÂnachÂteiÂligt. SeiÂne KüstenÂliÂnie ist zwar mit 30.000 km geÂringfügig länger als die JaÂpans, bieÂtet jeÂdoch weÂnig Raum zur AusÂdehÂnung in die WeiÂten der OzeaÂne, weil dies sehr schnell durch nahe geÂleÂgeÂne StaaÂten und ihre Ansprüche beÂgrenzt würde (PhilÂipÂpiÂnen, KoÂrea, TaiÂwan, JaÂpan). HinÂzu kommt, dass ChiÂna in der Zeit der terÂriÂtoÂriaÂlen AufÂteiÂlung des PaÂziÂfik im 19. und 20. JahrÂhunÂdert keiÂne RolÂle spielÂte. HeutÂzuÂtaÂge beÂsteht aus der Sicht ChiÂnas die GeÂfahr, dass sein ZuÂgang zum PaÂziÂfik durch die verÂschieÂdeÂnen EEZ der NachÂbarÂstaaÂten, vor alÂlem in eiÂnem KonÂfliktÂfall mit dieÂsen, bloÂckiert werÂden könnte. Â… HinÂzu kommt, dass in unÂseÂrer Zeit es nicht mehr nur und vielÂleicht nicht mehr in ersÂter LiÂnie die NaÂtioÂnalÂstaaÂten sind, die den VerÂteiÂlungsÂkampf doÂmiÂnieÂren, sonÂdern imÂmer mehr die mulÂtiÂnaÂtioÂnaÂlen oder gloÂbaÂlen KonÂzerÂne, für die oft die ReÂgieÂrunÂgen nur AgenÂten sind. Â… Wenn man die unÂgeÂheuÂren VorÂteiÂle beÂtrachÂtet, die JaÂpan durch die BeÂschlüsse von UNÂCLOS zuÂgeÂfalÂlen sind und daÂneÂben stellt, wie weÂnig ChiÂna von dieÂsen proÂfiÂtieÂren konnÂte und wenn man darüber hinÂaus die seit JahrÂzehnÂten von JaÂpan und den USA beÂtrieÂbeÂne PoÂliÂtik des ‚conÂtainÂment‘ geÂgenüber ChiÂna beÂdenkt, dann erÂscheiÂnen die Ansprüche ChiÂnas auf die SenkaÂku und Diaoyu-InÂseln eher beÂscheiÂden, zuÂmal sie inÂnerÂhalb der 200-SeeÂmeiÂlen-Zone von der chiÂneÂsiÂschen Küste lieÂgen, sind aber ein wichÂtiÂger HinÂweis auf die BeÂdeuÂtung und GefährÂlichÂkeit der daÂhinÂter lieÂgenÂden KonÂflikÂte, die noch gar nicht ofÂfen zuÂtaÂge treÂten. Nur mit dem HinÂweis darÂauf wird die schrofÂfe HalÂtung ChiÂnas verständÂlich, auf dieÂsen kleiÂnen KonÂflikt mit eiÂner großanÂgeÂlegÂten KamÂpaÂgne zum BoyÂkott jaÂpaÂniÂscher EinÂfuhÂren (vor alÂlem KraftÂfahrÂzeuÂge) zu reÂagieÂren.
InÂzwiÂschen haÂben die USA veÂheÂment und deÂmonsÂtraÂtiv ihre miÂlitäriÂsche Präsenz in SüdostÂasiÂen verstärkt. Die ReÂgieÂrung will eiÂgeÂnen AnkündiÂgunÂgen zuÂfolÂge bis 2020 60 ProÂzent alÂler SeeÂstreitÂkräfte (inkl. 6 FlugÂzeugÂträger) im PaÂziÂfik staÂtioÂnieÂren. OfÂfen wird dies daÂmit begründet, man solÂle eiÂner chiÂneÂsiÂschen Aufrüstung entÂgeÂgen treÂten.“ (Viet Nam KuÂrier 2/2012, S. 8 ff.)
ZuÂsamÂmenÂgeÂfasst heißt das u.E.– KeiÂnes der Länder, die Ansprüche auf die InÂseln erÂheÂben, hat eine geÂsiÂcherÂte rechtÂliÂche GrundÂlaÂge für seiÂne Ansprüche.
2– Bei der AufÂteiÂlung der MeeÂre gemäß UNÂCLOS sind prinÂziÂpiÂell vor alÂlem die imÂpeÂriaÂlisÂtiÂschen Mächte USA, JaÂpan, EngÂland und FrankÂreich beÂvorÂzugt, die VR ChiÂna daÂgeÂgen ist stark beÂnachÂteiÂligt.
– Die VR ChiÂna (zuÂsamÂmen mit RussÂland) wird von den ReÂgieÂrunÂgen der imÂpeÂriaÂlisÂtiÂschen Länder zuÂnehÂmend als GefährÂdung der eiÂgeÂnen WeltÂherrÂschaft geÂseÂhen und (nicht nur) vom US-ImÂpeÂriaÂlisÂmus beÂdroht und proÂvoÂziert.
Von daÂher ist es verständÂlich, dass die VR ChiÂna von alÂlen deÂmoÂkraÂtiÂschen, anÂtiÂimÂpeÂriaÂlisÂtiÂschen und reÂvoÂluÂtiÂonären Kräften VerständÂnis und SoÂliÂdaÂrität einÂforÂdert, um dem VorÂdrinÂgen des ImÂpeÂriaÂlisÂmus in der ReÂgiÂon entÂgeÂgenÂzuÂtreÂten.
Ob das EinÂbrinÂgen eiÂner ÖlplattÂform in umÂstritÂteÂne Gewässer die geÂeigÂneÂte MaßnahÂme ist, darf beÂzweiÂfelt werÂden.
VietÂnam verÂteiÂdigt seiÂne (mögliÂchen) Ansprüche nachÂdrückÂlich und friedÂlich.
3 Mit eiÂner geÂwisÂsen BeÂrechÂtiÂgung sieht es den chiÂneÂsiÂschen Schritt als eine BeÂdroÂhung. Denn neÂben den zahlÂreiÂchen geÂgenÂseiÂtiÂgen BeÂweiÂsen der UnÂterstützung, SoÂliÂdaÂrität und FreundÂschaft in den geÂmeinÂsaÂmen KämpÂfen der VerÂganÂgenÂheit; trotz der zahlÂreiÂchen BeÂkunÂdunÂgen der chiÂneÂsiÂschen SeiÂte zu AusÂgleich und FrieÂden auch in der FraÂge der InÂseln seit 1990; und nicht zuÂletzt trotz der enÂgen wirtÂschaftÂliÂchen VerÂflechÂtung in der GeÂgenÂwart ist die ErÂfahÂrung der chiÂneÂsiÂschen miÂlitäriÂschen InÂvaÂsiÂon von 1979, die vieÂle OpÂfer kosÂteÂte, nicht verÂgesÂsen.
4Die Rolle des ImperialismusStutÂzig machÂten uns ÄußerunÂgen von hochÂranÂgiÂgen vietÂnaÂmeÂsiÂschen RepräsenÂtanÂten, die wir während unÂseÂres AufÂentÂhalts in VietÂnam in den engÂlischÂspraÂchiÂgen Viet Nam News nachÂleÂsen konnÂten.
In eiÂnem InÂterÂview mit der NachÂrichÂtenÂagenÂtur BloomÂberg führte der vietÂnaÂmeÂsiÂsche PreÂmierÂmiÂnisÂter NguyÂen Tan Dung
5 unÂter anÂdeÂrem aus: „Die VerÂeiÂnigÂten StaaÂten sind eine gloÂbaÂle Macht und ebenÂfalls eine Macht der AsiÂen-PaÂziÂfik-ReÂgiÂon. Wir hofÂfen, dass die USA stärkeÂre, prakÂtiÂscheÂre und efÂfekÂtiÂveÂre Beiträge zum FrieÂden und der StaÂbiÂlität in der ReÂgiÂon leisÂtet.“ (Viet Nam News 2.6.2014).
„VerÂteiÂdiÂgungsÂmiÂnisÂter GeÂneÂral Phung Quang Thanh führte zur VerÂteiÂdiÂgung der vietÂnaÂmeÂsiÂschen PoÂsiÂtiÂon die UNÂCLOS von 1982, die Erklärung über das VerÂhalÂten der ParÂteiÂen im Ost-Meer und die sechs-PunkÂte-PrinÂziÂpiÂen über das Ost-Meer der ASEÂAN an“ (Viet Nam News 2.6.2014).
Am 31.Mai hatÂte Thanh „biÂlaÂteÂraÂle Gespräche mit seiÂnen KolÂleÂgen aus den USA, UK
6 und FrankÂreich am RanÂde des 13. ShanÂgri-La-DiaÂlogs.
7 Thanh erklärte, dass er HaÂgels Rede günsÂtig beÂwerÂte. Sie habe BeÂtoÂnung darÂauf geÂlegt, dass Länder sich geÂmeinÂsam darÂum bemühen müssen, eine friedÂliÂche und staÂbiÂle UmÂwelt aufÂrecht zu erÂhalÂten und sich strikt an inÂterÂnaÂtioÂnaÂles Recht zu halÂten. Â… Während des TrefÂfens von Thanh mit dem französiÂschen VerÂteiÂdiÂgungsÂmiÂnisÂter Jean-Yves Le DriÂan und dem briÂtiÂschen VerÂteiÂdiÂgungsÂmiÂnisÂter PhiÂlip HamÂmond äußerÂten die französiÂschen und briÂtiÂschen PartÂner ihre BeÂsorgÂnis über die SpanÂnunÂgen im Ost-Meer. HamÂmond bestätigÂte die starÂke UnÂterstützung des VerÂeiÂnigÂten KönigÂreichs für die Erklärung der EU, die die BeÂsorgÂnis über die AusÂeinÂanÂderÂsetÂzung zwiÂschen ChiÂna und VietÂnam, die ilÂleÂgaÂle Öl-PlattÂform beÂtrefÂfend, zum AusÂdruck bringt. Â…
Am gleiÂchen Tag beÂteiÂligÂte sich der stellÂverÂtreÂtenÂde VerÂteiÂdiÂgungsÂmiÂnisÂter GeÂneÂralÂleutÂnant NguyÂen Chi Vinh an eiÂnem ArÂbeitsÂtrefÂfen mit dem VorÂsitÂzenÂden des geÂmeinÂsaÂmen US-GeÂneÂralÂstabs, GeÂneÂral MarÂtin DempÂsey. Â… US-VerÂteiÂdiÂgungsÂmiÂnisÂter Chuck HaÂgel beÂschulÂdigÂte ChiÂna in seiÂner Rede auf dem FoÂrum für HandÂlunÂgen, die im Ost-Meer InÂstaÂbiÂlität verÂurÂsaÂchen und warnÂte, dass WaÂshingÂton solÂchen HandÂlunÂgen entÂgeÂgen treÂten würde, wenn die inÂterÂnaÂtioÂnaÂle OrdÂnung beÂdroht sei. Â… HaÂgel stellÂte ebenÂfalls klar, dass WaÂshingÂton sich entÂschieÂden geÂgen den GeÂbrauch von EinschüchteÂrung, Zwang oder der DroÂhung mit GeÂwalt entÂgeÂgen stelÂle, von welÂcher NaÂtiÂon auch imÂmer dies ausÂginÂge, um Ansprüche durchÂzuÂsetÂzen (man höre und stauÂne! – CoÂrell).“ Â…
Wo der GeÂstank des ImÂpeÂriaÂlisÂmus aufÂsteigt, ist der deutÂsche ImÂpeÂriaÂlisÂmus nicht weit: „VieÂle KarÂten, die das chiÂneÂsiÂsche TerÂriÂtoÂriÂum unÂter der ChÂ’ing-DyÂnasÂtie darÂstelÂlen, zeiÂgen die InÂsel HaiÂnÂan als das südliÂche Ende ChiÂnas. Eine dieÂser KarÂten wurÂde vor kurÂzem dem chiÂneÂsiÂschen PräsiÂdenÂten Xi JiÂping von der deutÂschen KanzÂleÂrin AnÂgeÂla MerÂkel bei Xi‘s BeÂsuch in DeutschÂland im März 2014 als GeÂschenk überÂreicht.“ (Viet Nam News 29.5 2014).
StutÂzig macht den Freund des vietÂnaÂmeÂsiÂschen Volks, wie hier in eiÂner vietÂnaÂmeÂsiÂschen TaÂgesÂzeiÂtung unÂkomÂmenÂtiert die HetÂze der VerÂtreÂter von imÂpeÂriaÂlisÂtiÂschen Ländern weÂderÂgeÂgeÂben wird und von hoÂhen vietÂnaÂmeÂsiÂschen VerÂtreÂtern soÂgar wohlÂwolÂlend die RolÂle des US-ImÂpeÂriaÂlisÂmus herÂausÂgeÂstellt wird.
Die Neuaufteilung der Welt und das ÖlDas wird erst verÂstehÂbar, wenn man beÂdenkt, dass es bei dem Streit um die InÂseln auch um Öl und Gas geht. SpätesÂtens die AusÂeinÂanÂderÂsetÂzunÂgen um das EinÂbrinÂgen der chiÂneÂsiÂschen BohrÂinÂsel im Ost-Meer hat dies deutÂlich geÂmacht. Aber der US-ImÂpeÂriaÂlisÂmus wäre kein ImÂpeÂriaÂlisÂmus, wenn daÂhinÂter nicht die MoÂnoÂpoÂle zum VorÂschein kämen. Und die ÖlmoÂnoÂpoÂle der USA haÂben in der agÂgresÂsiÂven AußenÂpoÂliÂtik seit lanÂgem eiÂnen maßgebÂliÂchen EinÂfluss. Und sie sind alle da. Und nicht nur die aus den USA, also ExxonÂMoÂbil und ChevÂron und CoÂnoÂco PhilÂlips und HalÂliÂburÂton nicht zu verÂgesÂsen, sonÂdern auch Shell, BP, ToÂtal, ENI. Und sie sind nicht nur in der SR VietÂnam verÂtreÂten, sonÂdern (fast schon) natürlich auch in der VR ChiÂna.
In ChiÂna wie in VietÂnam gibt es staatÂlich beÂherrschÂte Öl- und Gas-UnÂterÂnehÂmen. In ChiÂna u.a. die China National Offshore Oil Corp (CNOOC), die China National Petroleum Corp (PeÂtroÂChiÂna) und die Sinopec, in VietÂnam u.a. die PeÂtroÂVietÂnam und die PeÂtrolimex. Was daÂbei meist überÂseÂhen wird: ExxonÂMoÂbil, seit JahrÂzehnÂten eiÂnes der weltÂgrößten UnÂterÂnehÂmen (nach der US-ameÂriÂkaÂniÂschen ZeitÂschrift „ForÂtuÂne”), ist im ExÂploÂraÂtiÂonsÂgeschäft in VietÂnam enÂgaÂgiert und daÂmit – zunächst allÂgeÂmein – auch an den ZuÂgriffsÂrechÂten bei den PaÂraÂcel-InÂseln beÂsonÂders inÂterÂesÂsiert. In ChiÂna ist Exxon nicht im ExÂploÂraÂtiÂonsÂgeschäft akÂtiv.
Und die PeÂtroÂChiÂna hat sich mittÂlerÂweiÂle zu eiÂnem der größten KonÂkurÂrenÂten entÂwiÂckelt. Die US-ameÂriÂkaÂniÂsche WirtÂschaftsÂzeiÂtung ForÂbes schreibt: „Für JahÂre war Exxon MoÂbil Â… der weltÂweit größte ProÂduÂzent von Öl und Gas. VieÂle haÂben ihre VorÂherrÂschaft herÂausÂgeÂforÂdert. Als neuÂer HerÂausÂforÂdeÂrer ist nun PeÂtroÂChiÂna aufÂgeÂtaucht; der vom Staat konÂtrolÂlierÂte GiÂgant hat erklärt, dass seiÂne ÖlproÂdukÂtiÂon inÂzwiÂschen die von Exxon überÂtrifft. PeÂtroÂChiÂna kann jetzt saÂgen, dass es mehr BarÂrels pro Tag als Exxon MoÂbil proÂduÂziert. Das chiÂneÂsiÂsche UnÂterÂnehÂmen proÂduÂzierÂte 2,43 MilÂlioÂnen BarÂrels pro Tag und überÂtraf daÂmit 2011 die 2,3 MilÂlioÂnen BarÂrels von Exxon und die 1,8 MilÂlioÂnen von ChevÂron.“ (www.forbes.com 29.3.2012, eiÂgeÂne ÃœberÂsetÂzung)
Doch Exxon ist nicht nur absÂtrakt an den PaÂraÂcel-InÂseln inÂterÂesÂsiert: „VietÂnam hat zwei FelÂder links von der ÖlplattÂform, näher an seiÂner eiÂgeÂnen Küste, wo der US-GiÂgant Exxon MoÂbil 2011 und 2012 Öl und Gas entÂdeckt hat. (HerÂvorÂheÂbung von uns) Ein Teil von VietÂnams Blocks 118 und 119 fällt [in von ChiÂna beÂanÂspruchÂtes GeÂbiet]. Â… Bald nach Exxons AnkündiÂgung zu Block 118 im Jahr 2011 warnÂte ChiÂna – ohne Exxon zu erwähnen – ausländiÂsche UnÂterÂnehÂmen vor ExÂploÂraÂtioÂnen in umÂstritÂteÂnen Gewässern. In den Blocks 118 und 119 sei bisÂher noch nicht gefördert worÂden, sagÂte Do Van Khanh, Chef der staatÂlich geÂlenkÂten PeÂtroÂVietÂnam, zu ReuÂters. Er lehnÂte ab, über die ÖlplattÂform [der chiÂneÂsiÂschen ÖlgeÂsellÂschafÂten] zu disÂkuÂtieÂren. In eiÂner StelÂlungÂnahÂme teilÂte Exxon mit, sie seiÂen in Gesprächen mit den vietÂnaÂmeÂsiÂschen Behörden über die MachÂbarÂkeit, die ErdÂgasÂvorÂkomÂmen in ZenÂtralÂvietÂnam zu entÂwiÂckeln. Exxon ging nicht auf FraÂgen zu eiÂnem mögliÂchen ZuÂsamÂmenÂhang mit den chiÂneÂsiÂschen ExÂploÂraÂtioÂnen ganz in der Nähe ein. Der VorÂstandsÂvorÂsitÂzenÂde von Exxon Rex TilÂlerÂson und der PräsiÂdent der CNOOC traÂfen sich am 14. Mai in PeÂking, wie auf der WebÂsite von CNOOC nachÂzuÂleÂsen ist. Sie hätten ,weiÂteÂre ZuÂsamÂmenÂarÂbeitÂ’ zwiÂschen den beiÂden EnÂerÂgie-GiÂganÂten disÂkuÂtiert, ohne weiÂteÂre DeÂtails mitÂzuÂteiÂlen.”
(
www.companies.einnews.com/article/206946045/bVPnC48Gatzr-L2C vom 29.5.2014)
DaÂmit wird deutÂlich, dass Exxon verÂsucht VietÂnam vor seiÂnen KarÂren zu spanÂnen, um seiÂne ProÂfitÂinÂterÂesÂsen in der ReÂgiÂon geÂgen eiÂnen seiÂner größten KonÂkurÂrenÂten (und wohl noch AußenÂseiÂter des berüchÂtigÂten ÖlkarÂtells), die PeÂtroÂChiÂna (die geÂmeinÂsam mit der CNOOC opeÂriert) durchÂzuÂsetÂzen. DaÂmit wird erklärbar, wesÂhalb sich ausÂgeÂrechÂnet der US-ImÂpeÂriaÂlisÂmus für VietÂnam stark macht – und zwar sehr viel konÂkreÂter und stichÂhalÂtiÂger als durch geoÂpoÂliÂtiÂsche GeÂmeinÂplätze erÂkennÂbar wird.
Wie wiÂdersprüchlich die AkÂtiÂvitäten der ÖlmoÂnoÂpoÂle und wie heuchÂleÂrisch – in dieÂsem Fall – die VerÂlautÂbaÂrunÂgen der US-ReÂgieÂrung sind, dass sie nicht nur EinÂfluss auf VietÂnam zu nehÂmen verÂsuÂchen, sonÂdern auch die VerÂbinÂdunÂgen zu ChiÂna abÂtasÂten – alÂles einÂgeÂordÂnet in ihre ExÂpanÂsiÂonsÂpläne.
Öl und Gas sind jeÂdoch nur ein Feld, bei dem es in der NeuÂaufÂteiÂlung der Welt nach der konÂter–reÂvoÂluÂtiÂonären ZerÂschlaÂgung der SoÂwjetÂuniÂon unÂter die imÂpeÂriaÂlisÂtiÂschen GroßÂmächte und unÂter die MonoÂpole und KapiÂtaÂlisÂtenÂverÂÂbände geht. Es geht insÂgeÂsamt um die RohÂstofÂfe und die AbÂsatz–märkte und die EinÂfluss- und KaÂpiÂtalÂanÂlaÂgeÂsphären.
8Anmerkungen:
1 Ebenfalls umstritten sind in der Region die Spratly-Inseln (vietnamesisch Truong Sa). Ansprüche auf die Spratly-Inseln (oder Teile davon) stellen neben der VR China und der SR Vietnam auch noch: Brunei, Malaysia, Philippinen, Taiwan. Außer Brunei haben alle anderen genannten Staaten Teile der Inselgruppe besetzt.
2 Auf die historische Argumentation, wem wann was einmal gehört hat, gehen wir hier nicht ein. Sie wird zwar von beiden Seiten mit Nachdruck vorgebracht, wird aber – soweit wir dies erkennen können – nicht auf Klassenfragen zurückgeführt. Dann müsste im Vordergrund stehen, wie dieses Stück der Erde am besten und langfristig dem Zugriff des Imperialismus entzogen werden kann und wie sich zwei Abteilungen des Weltproletariats – die chinesische und vietnamesische – darüber verständigen können, gemeinsam den Nutzen daraus zu ziehen.
3 Dies wiederum wird von der chinesischen Seite bestritten: In der Beijing Rundschau (vgl. http://german.beijingreview.com.cn/International/node_38166.htm) werden der vietnamesischen Seite aggressive Provokationen vorgeworfen.
4 Dieser Krieg war aus unserer Sicht ungerecht. Er war auch nicht zu rechtfertigen, durch die damals von der VR China unterstellte Bedrohung durch den „sowjetrevisionistischen Sozialimperialimus“, wie die UdSSR bezeichnet wurde. Die der vietnamesischen Führung (damals u.a. die Genossen Pham Van Dong und Le Duan) von der damaligen Führung der KP China (nach dem Tod der Genossen Mao Tse-tung und Tschou En-lai 1976) und von den Roten Khmer in Kampuchea nachgesagten Vorherrschaftspläne auf der indochinesischen Halbinsel erwiesen sich als Unterstellung.
5 Jahrgang 1949, mit 12 Jahren Unterstützer der FNL (Vietcong) im Süden Vietnams, militärische Karriere bis zum Major, seit 1967 Mitglied der Kommunistischen Partei Vietnams, seit 1996 Mitglied im Politbüro. Ministerpräsident seit 2007. 2012 wurde ihm die Leitung des Anti-Korruptions-Ausschusses des ZK der KP Vietnams entzogen. Ein Abgeordneter der Nationalversammlung forderte ihn 2012 vor laufenden Kameras zum Rücktritt als Ministerpräsident auf wegen Verfehlungen in der Wirtschaftspolitik.
6 UK = United Kingdom = Vereinigtes Königreich und steht als Abkürzung für „Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland“
7 Der Shangri-La-Dialog ist ursprünglich der Münchner „Sicherheitskonferenz“ nachgebildet. An diesem Forum nehmen seit 2002 Minister bzw. hochrangige Politiker, die mit Militärfragen betraut sind, aus folgenden Ländern teil: Australien, Brunei, Burma, Kampuchea, Kanada, Chile, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Japan, Laos, Malaysia, Mongolei, Neuseeland, Pakistan, VR China, Philippinen, Russland, Südkorea, Sri Lanka, Singapur, Schweden, Thailand, Ost-Timor, Vereinigtes Königreich, USA und Vietnam.
8 Dies nur als Warnung an einseitige Erklärungsversuche der imperialistischen Kriegsgefahr, die schnell nur noch den US-Imperialismus mit seiner Dominanz auf dem Ölsektor im Visier haben und die anderen imperialistischen Großmächte, insbesondere den deutschen Imperialismus, übersehen.